Open Flair 2012

Endlich! Es ist das erste Augustwochenende des Jahres. Endlich bin ich wieder auf dem Weg in dieses wundervolle Städtchen  Eschwege… Zu früh, würden einige sagen. Dies stimmt jedoch nicht ganz. Da das Open Flair eins meiner Lieblingsfestivals ist, viele freiwillige Mitarbeiter braucht und ich so auch noch umsonst auf das Festival komme, habe ich mich nämlich zusammen mit einer Freundin entschlossen, dieses Jahr als Aufbauhelfer tätig zu werden. Das bedeutet für Tamara und mich vier Tage arbeiten und danach das Festival ganz normal genießen. Also sind wir bereits ein Wochenende vor dem eigentlichen Festival in Eschwege und tragen uns in die einzige Liste ein, in die man sich noch eintragen kann. Als Bühnenaufbauhelfer müssen wir aber erst Sonntag ran und es ist gerade mal Freitag. Den freien Samstag nutzen wir also kurzerhand, um einfach noch Zwischenstop auf einem anderen Festival in Hohenhameln zu machen, bevor wir Sonntagmorgen pünktlich um 8Uhr unseren ersten Dienst antreten.

Bühnenaufbauhelfer unter sich - hauptsache mit HÖÖÖÖÖLM!

Und nun nur so viel dazu: Bühnenaufbau ist ein anstrengender, schweißtreibender, dreckiger und sehr ermüdender Job, zudem vielleicht der mit Abstand arbeitsreichste, den man als Freiwilliger auf diesem Festival überhaupt machen kann (vier Tage lang von 8Uhr bis 20Uhr arbeiten haben es zum Teil doch in sich und man bekommt vergleichweise recht wenig dafür (regulär nicht mal ein Shirt 😛 ) 😉 ). ABER: Bühnenbauer selbst sind die vielleicht coolste, durchgeknallteste, abgedrehteste und sympathischste Spezies Mensch, die man sich vorstellen kann. Allein deswegen und weil wir so viele nette andere Helfer dabei kennen gelernt haben, werden wir den Job nächstes Jahr wohl erneut machen!

Zeltplatzidylle

Während die ersten Festivalbesucher dann Dienstag das Campinggelände betreten, haben wir hier schon längst unser Lager aufgeschlagen. Es stand uns frei, auf dem Mitarbeiterplatz zu bleiben, oder hierher umzuziehen. Wir haben uns für’s Umziehen entschieden, da so auch Freunde, die nachkommen, mit uns zelten können. An sich war die Idee auch in Ordnung, nur ist es seltsam, wenn alle um einen herum ausschließlich endlich Feiern wollen, während man selbst in den Seilen hängend nur noch schlafen kann.
Als wir Mittwochabend nach dem Duschen müde und kaputt von unserem allerletzten Arbeitstag zurück auf den Zeltplatz kriechen, bin ich gerade noch wach genug, um vor den Dixis stehend die Melodien, die sich in meinen Gehörgang verirren, zu erkennen. Ich hebe den schweren Kopf, um in Richtung Partybus Jutta zu blicken. Das, was ich da höre, veranlasst mich sogar, zu eben diesem liebevoll im Super Mario-Look gestalteten Bus nochmal zurück zu kehren. Die Wohnraumhelden spielen dort eben gerade jetzt ihr erstes von tatsächlich zahlreichen Konzerten an diesem Wochenende.

Am Donnerstag, unserem ersten freien Tag, startet dann das Festival auch offiziell. Bespielt wird am ersten Tag ausschließlich die Seebühne. Bands wie Russkaja, die Emil Bulls und K.I.Z. heizen den bereits angereisten der am Ende etwa 20.000 Festivalbesucher ordentlich ein – hab ich mir sagen lassen. Ich selbst bin tatsächlich zu kaputt und nach zwei spontanen Trinkgelagen (einer davon direkt vor Edeka) mit den Bühnenbauern auch zu betrunken und entscheide mich, stattdessen meine Isomatten und den Schlafsack aufzusuchen. Dafür habe ich zuvor tatsächlich zum allerersten Mal die Eröffnungsshow im E-Werk gesehen, das bis auf den letzten Platz und darüber hinaus gefüllt ist (wobei wir froh sein konnten, überhaupt noch hinein zu dürfen). Durchaus unterhaltsam und ein netter Start in das Open Flair 2012.

 

Freitag:

Der Freitag bricht an, ich erwache und obwohl ich der Meinung bin, dass die Natur das definitiv anders hätte einrichten müssen, damit man daraus lernt, kann ich an dieser Stelle übrigens mitteilen: So ein Konterbier wirkt!
Relativ früh bewegen Sabrina und ich uns dann in Richtung Werdchen, um mit den Wohnraumhelden unseren Konzerttag zu starten.

Wohnraumhelden

Die zwei knallbunten Liedermacher sind wie gewohnt sehr unterhaltsam und Sabrina, die die zwei zum ersten mal sieht, muss auch mehrfach schmunzeln und lachen. Als die Wohnraumhelden fertig sind, genießen wir den sehr kurzen Weg von der Freibühne zur HR3-Bühne, die gerade Mal geschätzte 300m gegenüber liegt und welche mit der Freibühne abwechselnd bespielt wird (Achtung: ich bin sauschlecht im Schätzen von Höhen, Tiefen, Strecken, Gewichten und sonstigen Größen – jedenfalls wollte ich sagen, dass der Weg echt nicht weit ist 😉 ).
Skindred spielen im direkten Anschluss eben dort. Die Menge feiert, während ich doch eher am Rand stehe. Skindred sind aber schlicht eine sehr unterhaltsame und gute Band, die mit ihrem Mix aus Reggae, Metal, HipHop und Punk einfach nur Spaß macht.
Während später Haeven Shall Burn spielen, laufen wir über das Gelände. Ich entdecke freudig den Falaffelstand, den ich bereits auf dem Mair1-Festival kennen gelernt habe. Nicht unbedingt günstig, aber sehr lecker und der Verkäufer ist zudem auch sehr sympathisch. Dass ich hier am Wochenende mal Halt machen werde, steht in diesem Moment jedenfalls fest. Ansonsten sind die üblichen Stände zu sehen, an denen ich aber auch immer wieder gerne mal stehen bleibe und rumkrame.
Obwohl wir so weit weg von der Bühne sind, ist der Sound auf der HR3-Bühne bei HSB geradezu brachial, scheppernd und überdreht. Wir stellen die Vermutung an, dass der Tontechniker beim ersten Gitarrenriff wahrscheinlich bewusstlos umgekippt ist und deswegen nicht mehr nachregulieren konnte…unsere Ohren dröhnen jedenfalls.
Noch während Betontod spielt, verlassen wir schon wieder das Gelände, um zur Seebühne zu gehen. Madsen haben wir schon mehrfach gesehen dieses Jahr und werden sie auch noch häufig genug sehen können. Auf der Seebühne spielen jetzt allerdings die 5Bugs – und da ist noch dieses Jahr traurigerweise dann Schluss mit Konzerten, weswegen es für uns zwei gilt, alles mitzunehmen, was wir kriegen können.
Es ist nicht wirklich voll, wir stehen in der ersten Reihe und genießen unser erstes Konzert, bei dem das Wissen um die Trennung im Geist umherwandert. Irgendwie versucht man dann erst recht, alles möglichst in sich aufzusaugen, was da von der Bühne kommt. Sabrina schreit sich neben mir die Stimme weg, während ich einfach immer wieder die Augen schließe…
Viel zu schnell ist das Konzert vorbei. Damit bleiben uns nur noch drei Konzerte der Abschiedstour, bevor endgültig Schluss ist…

Social Distortion

Zurück auf dem Werdchen sehen wir nur einen Bruchteil von ZSK, die ich dieses Jahr vielleicht dann doch einen Ticken zu oft gesehen habe und beim heutigen Headliner Social Distortion höre ich auch nur aus der Ferne zu. Der Sänger ist kaum zu verstehen und richtig mitreißen kann mich die Band nicht. Auf dem Area4 bekommt sie ihre nächste Chance. Jetzt nutz ich die Zeit einfach, um in der Nähe des Baumkreises ein paar Minuten Schlaf nachzuholen. Denn ja, ich bin tatsächlich beim heutigen Headliner einfach eingeschlafen…
Und so endet der Freitag, den Rest der Nacht habe ich allerdings doch lieber in meinem Zelt verbracht als auf der Wiese. 😉

 

Samstag:

Sondaschule früh am Mittag

Der Samstag steht dann ganz im Zeichen des Pogos – für mich zumindest. Es soll noch zu einem regelrechten Pogomarathon kommen, wenn ich mir das Programm für heute so anschaue. Die Skatanzschuhe werden jedenfalls schon früh am Tag geschnürt, denn los geht es direkt von null auf hundert mir der Sondaschule auf der HR3-Bühne. Der Platz füllt sich bereits gut, was aber bei dieser absoluten Spaßcombo einfach kein Wunder ist. Die Umfall-Laola, die Costa startet, ist zudem wohl die amüsanteste, wenn auch schmerzhafteste Laola, die ich bisher so mitgemacht habe (und als Die Ärzte-Fan und Farin Urlaub-Kenner sind das doch schon so ein paar Variationen 😉 ). Noch beim Bühnenaufbau, sprachen wir darüber, wie hoch die Bühne doch und wie weit man dann durch den Graben zusätzlich noch entfernt ist. Costa scheint dies jedoch als sportlichen Ansporn zu nehmen, denn direkt nach der Laola nimmt er Anlauf und schafft es irgendwie, auch wirklich im Publikum zu landen und nicht davor. Respekt jedenfalls dafür!

Radio Havanna

Nach Sondaschule kann ich eigentlich direkt zur Freibühne durchtanzen, denn da starten nun Radio Havanna. Ich hüpfe also hinüber und werfe mich umgehend in den nächsten Gegeneinanderrumspringkreis. Mit ihrem durchaus politischen Punk und ihrer dabei doch sehr sympathischen Art und ohne dieses Gefühl, dass sie jemandem etwas aufzwingen wollen, gefallen mir die Jungs auch doch deutlich besser, als beispielsweise ZSK, mit denen sich der Vergleich einfach oft für viele sofort aufdrängt.
Ein Großer Kerl mit rotem Shirt und Sonnenbrille hebt mich immer wieder zum Crowdsurfen hoch, ob ich nun will oder nicht, so dass ich durchweg mit dem Zurückrennen in den Tanzkessel beschäftigt bin. Eben jener Kerl sagt auch irgendwann zu mir: “das ist jetzt positiv gemeint: Aber du bist ein BIEST!”. Ich nehme diesen Satz durchaus als Kompliment. Nur weil alle um mich herum im Moment größer, breiter, schwerer und stärker sind als ich, hält mich das meist ja wirklich nicht vom Pogen ab ;).
Sehr dreckig und mit den ersten sichtbaren Macken an Schienbeinen und Armen endet eine Stunde später auch dieses Konzert. Ich poge bis auf wenige Augenblicke nun schon seit gut zwei Stunden. Mein Trainer soll nochmal behaupten, ich sei im Trainingsrückstand, nur weil ich zu Festivals fahre, statt bei der Vorbereitung mitzumachen.
Pause ist übrigens noch immer nicht in Sicht. Der schnelle Bühnenwechsel ist erneut gefragt, denn auf der von uns mitgebastelten großen Bühne kommen jetzt Zebrahead. Diese Band haben wir nun schon mehrfach gesehen in diesem Jahr und sie gefällt mir fast von mal zu mal immer besser. Auf als auch vor der Bühne steppt jedenfalls der Bär, die geliebte Tikibar ist auch wieder am Start und insgesamt sind diese Amis immer wieder empfehlenswert.

Nun doch bereits ziemlich erschöpft kann ich danach endlich etwas durchatmen. My Glorious spielen jetzt. Obwohl ich die Band im Frühjahr sehr mochte und es dort auch so oder so etwas ruhiger zugeht, entscheide ich mich, endlich mal etwas Luft zu holen und zu trinken zu besorgen. Als dann Jennifer

Jennifer Rostock

Rostock spielt, hören wir eine Weile von weiter hinten zu. Dass die Frau es sehr gern anzüglich mag und ihre Ansagen fast alle unterhalb der Gürtellinie ihre Verbildlichungen suchen, mag das eine sein. Dass es sich aber um die exakt gleichen Ansagen handelt wie schon beim Serengeti-Festival, langweilt mich dann doch ungemein. Während also “die rechte Schamlippe und die linke Schamlippe auf den Kitzler zurennen”, gehe ich lieber Fußball spielen. Fichte, der Sänger von Radio Havanna, hat mich nämlich kurz vorher dazu eingeladen. Und so zocken wir mit allen, die Lust haben, eine Runde auf dem Sportplatz. Chris von der Sondaschule hatte übrigens auch Lust.
Irgendwann wird die “Spielwiese” zugemacht und wir vom Platz geschmissen, was aber gar nichts macht. Ich hab schließlich lange nicht mehr gepogt heute und nun steht ein echtes Highlight an. Die Broilers geben sich um kurz nach acht auf der HR3-Bühne die Ehre und zum ersten Mal wird es richtig voll. Das, was da passiert, ist einfach groß. Sowohl die Band als auch das Publikum scheinen schlicht und einfach eine richtig gute Zeit zu haben. Es dürfte gern einfach so weiter gehen, diese Band war definitiv ein Highlight auch auf das ganze Wochenende gesehen.
Aber der Tag ist ja noch nicht vorbei, es geht Schlag auf Schlag weiter. Als nächstes sind Panteón Roccocó dran. Eigentlich wollte ich bei der Band auch mittendrin dabei sein, denn zuletzt auf dem Area4-Festival vor einigen Jahren, hatte ich einfach unheimlichen Spaß. Aber ich bin doch schon relativ platt und zudem wartet direkt danach der Headliner, in den ich mich schon vor einigen Jahren einfach schlagartig verliebt habe.

Beatsteaks (- und 'ne irre LED-Wand)

Die Beatsteaks haben heute das Vergnügen, das Programm auf der HR3-Bühne zu beenden.Und hach, was soll ich zu dieser Band groß sagen. Objektiv bleiben kann ich da sowieso nicht und so gefällt mir der Auftritt mal wieder richtig gut. Zudem bringt der zweite Drummer, den die Berliner auf ihrer Festivaltour dabei haben, ganz neue Nuancen in schon altbekannte Lieder. Ein würdiger Schluss für den Samstag…obwohl: noch ist ja gar nicht Schluss!
Noch vor den Broilers kam Chris von den Sondaschülern auf mich zu und meinte, ich solle dafür sorgen, dass die ganze Welt um 1Uhr zur Seebühne kommt…:
…meine subtile Antwort: hääää?
Naja, wenn Chris jedoch darum bittet, dann komm ich dem halt nach. Jemand anders war aber noch schlauer und hat Sammy von den Broilers während deren Konzert einfach ein Pappschild in die Hand gedrückt, auf dem eben jenes zu lesen war – und so langsam dämmert es auch mir, was das nun eigentlich bedeutet. Hier und da nachgefragt und dann steht es tatsächlich fest. Timid Tiger mussten ihren Auftritt absagen und so kommt es, dass Sondaschule heute noch ein zweites Mal auftreten dürfen. Ich find das schlicht und einfach SAUGUT! So wird alle Müdigkeit in den Wind geschossen und noch ein letztes Mal der Weg zur Seebühne bewältigt.

Sondaschule 2.0

Bereits 15 Minuten vor der angekündigten Zeit, um viertel vor eins, gibt es heute also zum zweiten Mal Skapunk auf die Mütze. Es gibt zwar ein paar Wiederholungen, aber auch einige Songs, die heute Mittag noch nicht gespielt wurden. Der Einlass scheint nur schleppend voran zu gehen, denn es wird nach und nach immer voller. Als Costa sich vergewissert hat, dass auch ja Steine auf dem Boden vor der Bühne sind, damit es sich lohnt, wird auch die Umfall-Laola nochmal gestartet – und sie fällt irgendwie doch um einiges härter noch aus als am frühen Nachmittag. Der Alkoholpegel könnte ein Grund dafür sein. Jedenfalls ist es ein seltsames Gefühl, wenn man nur darauf wartet, umzufallen, den Blick nochmal nach rechts wendet und dort in die fast panischen Augen eines Kerls blickt, den just in dem Moment sein Nachbar runterzieht. In nur einem Bruchteil der Sekunde darauf geht man selbst zu Boden und hat keine Chance, irgendwie Einfluss auf die Art und Weise des Fallens zu nehmen, da frisst man schon Staub. Ich sag ja, unheimlich spaßig!^^
Ganze 75Minuten durften die Jungs nochmal ran und somit sogar länger, als zu ihrer geplanten Spielzeit am Mittag.
Danke an denjenigen, der die Idee hatte, diese Band einfach nochmal spielen zu lassen und danke an die Band, die zusagt, dafür von jetzt auf gleich wieder auf antialkoholische Getränke umsteigt und dabei eigentlich weiß, dass es dafür bereits zu spät ist! Ich war lang nicht mehr so platt und körperlich erschöpft…der Tag hatte es in sich, was auch meine Schuhe verbildlichen. Das zweite Mal Sondaschule war dann wohl endgültig zuviel für meine Treter und ich beerdige sie würdevoll im nächsten Müllsack, bevor ich in mein Zelt krabbel.

 

Sonntag:

Wie auch immer das so schnell passieren konnte, es ist bereits Sonntag und somit beginnt der letzte Festivaltag. Konzerttechnisch heißt es für uns erneut recht früh den Weg zum Werdchen zu bewältigen. Das Spaßtrashduo Keule eröffnet für uns den Tag auf der Freibühne. Als Support von Sondaschule damals konnte die Band mich noch nicht richtig überzeugen. Die Festivalsaison dieses Jahr wurde aber eindeutig durch die beiden leicht bekloppten Sympathieträger bereichert. Vor der Bühne sehen wir bereits Rüdi und Totte von den Monsters Of Liedermaching stehen, die heute auch noch dran sind und auf die ich mir den Allerwertesten abfreue. Das neue Album wird schon den ganzen Tag von Fahnen schwenkenden freiwilligen Helfern angeboten, denn das erklärte Ziel der Monsters ist es, mit einem Liedermacher-Live-Album in die Charts zu kommen. Wenn der direkte Verkauf irgendwo dazu beitragen kann, dann wohl hier auf dem Open Flair.
Vorher sind aber noch Das Pack dran und die Zeit davor widerum, nutze ich, um nochmal schnell in die Einkaufsstraße Eschweges zu laufen und etwas Geld abzuholen…ich hatte das ganze Wochenende schließlich noch keine Falaffel. Vor der Bank treffen wir auf die “Waldameisen”. Herrlich, wie einfach die ganze Stadt durch solche Walking Acts in das Festival einbezogen wird. Die Melodie der Ameisen singend latschen wir dann zurück zum Festivalgelände.
Und dann startet auch schon Das Pack mit ihrem Zweimanngutelaunepunk. Was soll man groß sagen, wie immer einfach nur gut. Im direkten Anschluss daran spielen dann die Monsters – aber Moment…ein Mitglied befindet sich doch gerade noch auf der Freibühne? Das Problem gab es im Vorjahr schon, nur in umgekehrter Reihenfolge. Die Lösung ist jedoch ebenfalls die gleiche wie im Jahr zuvor. Zum letzten Song stürmen einfach alle Mitglieder der Monsters of Liedermaching die Bühne, drei Schlauchboote werden hervorgebracht und die komplette Band wird einfach hinüber zur anderen Bühne getragen. Bandmitglieder, die ihre Fähre verpassen, werden kurzerhand von einem Security hinterhergeschleppt.

Headliner der Herzen - Monsters Of Liedermaching

Und dann startet der heimliche Headliner des Open Flairs wieder voll durch. Diese Band gehört genau HIER her. Es ist gerade Mal 15.45Uhr und da oben sitzen sechs Liedermacher, aber der Platz ist gerappelt voll. Alle machen mit, egal ob lautes Mitsingen gefragt ist oder Schweigen bei Tottes unverstärktem Glockenspiel im bzw. über dem Publikum. Ich mag sogar behaupten, dass es selbst bei den Clubkonzerten dieses Jahr nicht so ruhig war, wie in diesem Moment und bekomme eine Gänsehaut. Auch der mit Gaffa gefesselte Security ist surfenderweise wieder am Start. In der Hand trägt er ein Pappschild mit der Aufschrift “Come Back”. Es erklingen zwischendurch die “Headliner”-Rufe wieder über den Platz und in jedem Gesicht ist ein debilglückliches Grinsen zu erkennen…sowohl bei den Musikern, als auch beim Publikum. Ich mag Rüdi zudem nochmal für dieses unglaublich schöne Lied “Ich hab dich lieb” danken, bei dem sich spontan ein Liebeskreis bildet, in dem sich alle in den Armen liegen.
Ich hab Sabrina vorher versprochen, dass sie die Monsters einmal hier gesehen haben muss…habe behauptet, jeder, der die Band mag, sollte das getan haben. Bei dem, was sich da heute wieder abspielt weiß ich, dass ich nicht zu viel versprochen habe.
Danach heißt es darum selbstverständlich auch für mich: Album kaufen! Gesagt getan, also ab bei Timmey vorbei, dem Mercher unseres Vertrauens, Album für nen schlappen Zehner erworben und schnell noch unterschreiben lassen. Rüdi muss schmunzeln, als ich ihm sage, es sei mindestens so gut wie letztes Jahr gewesen. Ich hatte ihn doch kurz vor dem Konzert noch gefragt, wie um Himmels Willen sie denn 2011 noch schlagen wollten und seine Antwort lautete “das geht nicht” – es geht doch!
Templeton Pek und die Wombats sehen wir danach nur noch so nebenbei, dafür gibt es ENDLICH Falaffel vom Vegetarix-Stand, lecker!
Frühzeitig begeben wir uns dann vor die Freibühne für Kraftklub. Wir zweifeln schon vorher, ob das noch die richtige Bühne für diese schlagartig sehr bekannt gewordene Band sei und leider bestätigt sich die Vermutung, dass es genau das eben nicht ist. Die ersten etwa fünf Songs sind vor der Bühne ein einziger Kampf. Mitsingen oder gar Pogen sind nicht drin, ich bin nur damit beschäftigt, mit dem Kopf in dem Gedränge irgendwie oben zu bleiben. In dem Moment sind alle um mich herum gefühlt mindestens zwei Köpfe größer als ich. Nur ein Mädel, unweit von mir entfernt, steht da ähnlich ungünstig wie ich an ihren Vordermann gequetscht. Irgendwie verbindet das und wir bauen uns gegenseitig damit auf, dass es gleich bestimmt leerer wird…pah. Die Menge wogt hin und her, ich lande mehrfach mit allen zusammen auf dem Boden. Das Aufstehen und gegenseitig Hochhelfen, wie es in der Situation üblich ist, ist deutlich erschwert, eben weil es so verdammt eng ist. Freunde, die weiter hinten stehen, erzählen mir später, dass es auf der Leinwand schon recht krass aussah und auch weiter hinten einfach viel zu viel los war. Von ganz innen gab es darum auch kaum ein Hinauskommen, weswegen es erst nach einer Zeit dann tatsächlich zumindest etwas leerer wird, was nicht bedeutet, dass man nun Platz gehabt hätte. Nur ist das Gedränge nicht mehr ganz so furchtbar, weil einige sich den Weg hinaus gekämpft zu haben scheinen. Jedenfalls hat mir das Konzert so leider nicht wirklich viel Spaß gemacht, ich kann mich nichtmals an einzelne Lieder oder Situationen auf der Bühne erinnern mit Ausnahme eines Satzes von Felix: “ooh, das ist wirkich ganz schön voll hier vorne – irgendwie zu voll”.

Korn

Völlig kaputt und schweißnass torkeln wir danach ein letztes Mal hinüber zur HR3-Bühne. Korn beenden das Festival. Es ist deutlich weniger los als bei den Beatsteaks am Tag zuvor, aber Korn selbst mal zu sehen, hat was. Ich bekomme das Konzert aber irgendwie nur am Rande mit. Bei den Songs, die ich kenne, feier ich jedoch selbstredend mit – und dann ist aber auch schon Schluss. Wie jetzt? Ich bin schon seit 10 Tagen in Eschwege? Das kann doch nicht sein! Aber doch, so ist es…es ist Feierabend, Zeit zu gehen.
Es heißt ein letzte Mal zurück zum Zeltplatz und am nächsten morgen wird sich von allen alten und neuen Freunden verabschiedet mit der Gewissheit, dass wir, wenn nichts schief geht, nächstes Jahr alle wieder hier sein werden.

Ich habe zwar wieder weder das Kleinkunstzelt noch das E-Werk (mit Ausnahme der Eröffnungsshow) von innen gesehen, noch sonst alles mitbekommen (denn das Open Flair bietet eigentlich ja noch so viel mehr), aber die Liebe, die in dieses Festival gesteckt wird, die irgendwie komplett integrierte Stadt, das tolle Publikum, Dixi Nr. 154 und sein Behüter (der Kerl hat den ordinären Toilettengang zu einem Dixierlebnis gemacht!^^), die Surf-Sau, die mit Abstand weltbeste Security(!), das tatsächlich mal trocken gebliebene gute Wetter, die grandiosen Zeltplatzpartys (inklusive fast schon Kult gewordener Schaumparty) dank Partybus Jutta und der Campstage, so viele Freunde versammelt wie auf sonst keinem anderen Festival, der Shuttleservice vom Eschweger Edeka, der See, das tolle Line Up….all das sorgt dafür, dass es für mich DAS Festival 2012 war. Danke dafür!

(miri)

 

Weitere Fotos: http://konzerttouristen.de/?page_id=19270

Festival-Homepage: http://open-flair.de/