Winter Flair vs. Taubertal Rocknacht – My Glorious / 3 Feet Smaller / The Locos

Tag 1 – Winter Flair, Eschwege am 2.3.2012

Geschafft! Soeben passiere ich das Ortsschild von Eschwege. Ich habe mich kurzfristig entschieden, nicht nur morgen nach Würzburg zu fahren und die “Taubertal Rocknacht” zu besuchen, sondern eben heute auch hier zu sein, auf dem “Winter Flair”. Auf beiden Veranstaltungen spielen die gleichen Bands: My Glorious, 3 Feet Smaller und The Locos.

 

Das bedeutete jedoch vier Stunden Fahrt, in denen ich ziemlich angespannt über die Bahn brettere. Ich war extra eine Stunde früher arbeiten, um rechtzeitig loszukönnen und es durfte dennoch einfach nicht viel schief gehen, sonst wäre ich zu spät gekommen. Aber es hat ja alles geklappt, nun bin ich hier. Es ist ziemlich seltsam, in diesem wunderschönen Städtchen im März anzukommen. Ich erkenne natürlich alles wieder, aber irgendwie schaut es doch anders aus als im August, zu der Zeit wenn mein Herzensfestival, das “Open Flair” hier stattfindet. Den Weg zum E-Werk kenne ich gut und stelle meine Karre auf den großen Parkplatz, auf dem sonst bereits das Festivalgelände beginnt. Tobi und ein Freund von ihm sind bereits zwei Stunden vor mir hierher gefahren und nehmen mich in Empfang. Zusammen betreten wir das E-Werk und ich bekomme ein hellblaues Festivalbändchen verpasst. Der Laden ist nicht ausverkauft, aber doch sehr gut gefüllt. Zeit für das erste Bier, denn heute werde ich nicht mehr Auto fahren.

 

Drei Bier später geht es dann auch endlich los.

My Glorious eröffnen den Abend. Die Band mit derzeitigem Wohnsitz in Wien ist mir bisher unbekannt. Sie geben melodischen Indie-Rock zum Besten. Keine Musik zum wilden Pogen, aber zum mitwippen und zuhören. Mir gefällt es jedenfalls und ich genieße die Musik vom Rand der Menge aus. Ein Höhepunkt ist sicherlich der Teil eines Songs, in dem alle drei Bandmitglieder um das Schlagzeug stehen und quasi ein sechshändiges Drumsolo zum Besten geben. Danach geht das Licht zunächst wieder an und auf der Bühne wird hektisch umgebaut.

 

Meine Vorfeude steigt, denn nun sollen 3 Feet Smaller spielen. Ich bewege mich mittiger vor die Bühne, denn jetzt ist unbedingt auch Bewegung angesagt. Um mich herum sind schon vor Konzertbeginn auffallend viele 3FS-Shirts zu sehen. Man merkt, dass die Wiener hier die letzten zwei Jahre auf dem Flair gastiert und dabei offensichtlich einige Fans gewonnen haben. Für mich sind sie ebenfalls wohl der Hauptgrund, hierher gefahren zu sein.

Eröffnet wird das zweite Konzert des Abends mit “Vienna’s Burning” und noch ist nur leichtes Schunkeln angesagt. Doch schon beim zweiten Song “Deja Vu” kommt endlich Bewegung in die vorderen Reihen und ich geselle mich mal wieder zu den Bekloppten, die wie ich der Meinung sind, unrhythmisch gegeneinander zu springen mache unheimlich viel Spaß. Bei “Fade Away” wird brav vom Großteil der Masse mitgehüpft und bei “Lead or Follow” schrei ich mir die Seele aus dem Leib. Ich würde den Song zu gern irgendwann mal mit Ferris MC zusammen hören, der auf dem aktuellen Album “3 Feet Smaller” den Rap-Part übernommen hat. In der dritten Reihe, also immer wieder in meinem Pogoradius, steht tatsächlich ein Headbanger. Dieser veranlasst die Band dazu, die große Musiktoleranz der Eschweger zu loben und Marcus sagt den Einheimischen noch, sie sollten stolz auf ihre Stadt sein, denn sie gehöre eindeutig zu den Schönsten Deutschlands. Ich gebe ihm Recht, verbinde aber einfach auch wunderbare Erinnerungen mit dem Ort. Tobi, der fast durchweg mit dem Knipsen des Geschehens beschäftig ist, kenne ich übrigens auch nur dank des Festivals hier.

Nach gerade einmal neun oder zehn Songs ist es dann auch leider schon vorbei. Ich bin aber sowieso schon recht platt und muss erst mal kurz pausieren, bewege mich also wieder weiter nach hinten in die Menge. Von den zahlreichen Konzerten in Deutschland, die ich bei dieser Band schon mitgemacht habe, war dieses eindeutig eines der Besten. Danke Eschwege! Es ist wohl auch der Bekanntheit zu verdanken, die die Band heute Abend hier hatte.

Als die Jungs meiner Lieblingsband zum Merchstand kommen, wird mit Ihnen noch schnell angestoßen. Ich weiß, dass die Band sicherlich nicht darauf angewiesen ist, von mir Bier (bzw. Marcus eine Cola) geschenkt zu bekommen, aber darum geht es mir nicht. Irgendwie hat man halt manchmal das Bedürfnis, sich erkenntlich zu zeigen und Bier war dafür schon immer ein anerkanntes Mittel.

 

Auch als The Locos starten, der Hauptact des Abends, steh ich zunächst noch hinten. Nüchtern bin ich längst nicht mehr und befürchtedaher  fast, die österreichischen Bandmitglieder letztendlich ein wenig zu sehr zu nerven…

Auf der Bühne heizt derweil Pipi, der Sänger von The Locos (was übrigens spanisch für “die Verrückten” ist) , der früher auch als zweiter Sänger bei Ska-P zu sehen war, der Menge ein. Die Spanier präsentieren heute hier ihr neues Album “Tiempos difficiles”. Es gibt Ska vom Feinsten  und von der Bühne sprüht geradezu eine Energie in die Menge, die kaum einen Fuß still halten lässt. In der ganzen Halle wird getanzt und gepogt und auch ich kann unmöglich still stehen bleiben und stürze mich zurück in das tanzende Volk vor der Bühne. Reichlich anstrengend, aber unglaublich gut und ich habe doch erstaunlich viel Platz zum Tanzen. Ein Mädel mit Dreads und ich beschließen dann noch zusammen, auch die Surfsaison zu eröffnen und klettern auf die Bühne. Zum Surfen sind dann zwar dichtere Mengen irgendwie wieder besser geeignet, aber was soll’s. Es funktioniert trotzdem..

Mein Spanisch ist nicht sonderlich gut und mitsingen kann ich eigentlich nichts, mit Ausnahme vielleicht vom Refrain bei “Don’t worry, be happy”, der ja aber auch offensichtlich nicht spanisch ist. Dafür würde meine Luft aber vermutlich sowieso nicht mehr reichen und ich gehe auch so schon zwischenzeitig immer wieder hinaus. Ganz zum Schluss wird eine riesige Konfettikanone abgefeuert und das glitzernde Papier pappt an den klatschnassen Körpern der Feiernden fest und macht den sowieso bereits sehr rutschigen Untergrund endgültig zur Schlitterbahn. Dann ist es vorbei. Ich triefe geradezu, wie aber wohl so ziemlich jeder hier.

 

Tobi hat derweil einen Drumstick von The Locos ergattert und möchte diesen vom Schlagzeuger unterschreiben lassen. Es mangelt jedoch an Schreibuntensilien und so beißt (ja, richtig gelesen) der kleine Spanier stattdessen in den Stick und meint, so ginge es doch auch.

Ich entscheide mich indessen schlafen zu gehen und verlasse zu diesem Zweck die heiligen Hallen des E-Werks, um dann eine ziemlich ungemütliche und sehr kalte Nacht in meinem geradezu riesigen Seat Arosa zu verbringen. Die Aktion war halt zu spontan, um groß nach günstigen Übernachtungsmöglichkeiten zu suchen ;-).

 

 

Tag 2 – Taubertal Rocknacht, Würzburg am 3.3.2012

 

Es ist irgendwas zwischen 7 und 8 Uhr am Morgen. Die Nacht war kurz, ungemütlich, sehr kalt und von unruhigem Schlaf geprägt. Ich fühle mich eklig, rieche vermutlich wie ein totes Frettchen (nachdem es viel Bier getrunken und ziemlich geschwitzt hat), mein Rücken schreit mich an und ich habe das starke Bedürfnis nach einer heißen Dusche. Ich schreibe eine SMS an Tobi, um zu überprüfen, ob der Gute im Auto nebenan auch schon wach ist, habe Erfolg

und per weiterem SMS-Beschluss wird entschieden, dass wir uns auf den Weg zum Eschweger Schwimmbad machen, um uns vom Dreck der letzten Nacht zu reinigen.

Man glaubt gar nicht, wie unglaublich gut das tun kann! Duschen können Leben retten, davon bin ich überzeugt. Beim Föhnen nach dem Badevergnügen entdecke ich zu meiner persönlichen Freude tatsächlich eine Eintrittskarte vom August 2010 von eben diesem Schwimmbad in meinem Kulturbeutel. Schau an, stimmt ja, wenn das Open Flair stattfindet, kann man hier für gerade mal einen Euro das kühle Nass genießen.

Anschließend fahren wir zurück zum Parkplatz. Tobis Bekannter ist mittlerweile auch wieder unter den Lebenden und bald darauf machen wir uns auf zur nächsten Etappe, etwa 200km nach Würzburg.

 

Gegen zwei oder drei Uhr parken wir in der Nähe des Bahnhofs, in dessen unmittelbarer Nähe wiederum die Posthalle sein muss. Hier soll es heute mit den gleichen Bands wie am Vorabend weitergehen. Tobi ist bei mir mitgefahren, das zweite Auto haben wir irgendwo in dieser uns fremden Stadt verloren, verabreden uns jedoch mit dessen Fahrer am Hauptbahnhof. Auf dem Weg dahin sehen wir die erste Beschilderung zur Location und wollen noch schnell einen Blick auf den Laden werfen. Recht ungläubig stehen wir kurz darauf vor einem grauen Block. Nichts deutet daraufhin, dass hier heute Abend die Taubertal Rocknacht stattfinden könnte. Ganz anders als in Eschwege ist kein einziges Poster sichtbar, nicht einmal ein Aushang, der über das Konzert informiert. Wenn hier nicht zufällig das Eingangsschild hinge, ich könnte mir nicht vorstellen, dass wir hier wirklich richtig sein sollen. Während ich Tobis iPhone nutze, um mich im Social Networking zu üben, gehen wir die Auffahrt wieder hinauf und zweifeln fast noch, dass wir hier tatsächlich richtig sind, als ein Bus aus Österreich vor unsere Füße fährt – und uns fast um. Meine Reaktionen sind nach dem letzten Tag halt auch nicht die besten. Jedenfalls bedeutet dies, dass wir ganz offensichtlich doch richtig sind, was ein Glück.

 

Am Bahnhof warten wir dann leider vergeblich auf den Fahrer des Zweitautos. Die Kommunikation will trotz modernster Technik nicht richtig funktionieren und wir machen uns irgendwann einfach zu zweit auf den Weg, um uns die Stadt näher anzuschauen und vor allem, um endlich unseren Körper mit Kohlenhydraten, Fetten und Eiweißen zu versorgen…denn der Magen knurrt in Zwischenzeit laut und deutlich. Der Bahnhof Würzburgs ist nicht wirklich schön anzuschauen, die Stadt selbst aber doch. Überall sind immer wieder Poster, auf denen die Veranstaltungen und Konzerte des Monats gelistet sind. Uns fällt auf, dass auch hier nicht auf den heutigen Abend hingewiesen wird.

Ziellos laufen wir weiter durch die Straßen und finden den ein oder anderen sehr netten Laden. In einer kleineren Nebenstraße finden wir ein Geschäft, das eine Großzahl an CDs und Schallplatten verkauft und verweilen hier ein wenig länger. Ich werd immer müder und auch ein sehr leckerer Kaffee schafft es kaum noch, mich wieder etwas mehr hochzuziehen. Zum Glück vergeht die Zeit irgendwann und Tobi und ich machen uns um halb Sieben zum zweiten Mal an diesem Tag auf den Weg zur Posthalle.

 

Um zehn vor sieben, somit gerade mal zehn Minuten vor allgemeinem Einlass, sollen wir da sein, weil Tobi noch ein Interview mit 3 Feet Smaller ausgemacht hat. Kein einziger Mensch ist zu sehen, ein völlig anderes Bild als am Abend zuvor. Drei Gestalten wandeln die Auffahrt hinunter. Da alles noch geschlossen ist, zweifeln sie wohl genauso, wie wir noch heute Mittag, dass dies der richtige Ort für die Miniwinterausgabe des Taubertalfestivals sein könnte.

Schließlich tut sich was, die Tür geht auf und wir erklären drei Herren in blauem Security-Outfit, dass Tobi noch einen Termin im Backstagebereich habe. Eigentlich wollte ich gar nicht mit, Tobi drückt mir jedoch das Stativ in die Hand und zieht mich mit hinein. Also begleite ich ihn noch zu seinem Interview, auch wenn mir dabei unwohl ist und ich auch im Nachhinein wohl lieber draußen geblieben wäre.

Als das Interview dann vorbei ist, gehen wir in die Halle. Die ist groß und ein Schild deutet daraufhin, dass neben der Taubertal Rocknacht im Nebenraum auch noch eine Gayparty stattfindet. Wir überlegen kurzzeitig, in welche Richtung wir uns nun wenden müssen, um tatsächlich beim Konzert zu landen. Wir entscheiden uns dann doch für rechts, gehen an Absperrzäunen vorbei, die den Raum begrenzen und betreten, nachdem ich bezahlt habe, den Bereich vor der Bühne. Heute gibt es Stempel statt Bändchen und das Bier ist auch einen Euro teurer als am Abend zuvor. Nur gut, dass ich eh nicht vorhatte welches zu trinken, weil ich schließlich diese Nacht noch heimfahren muss. Die Halle ist sehr breit, hoch und weitläufig, größer als das E-Werk in Eschwege und ohne den begrenzenden Vorhang hinter uns sicherlich für wesentlich größere Veranstaltungen geeignet. Die Zeit vergeht und es bleibt erschreckend leer. Wurde im Vorfeld vielleicht tatsächlich einfach zu wenig Werbung gemacht? Keine Ahnung, wie man auf diese absurde Idee kommen könnte…*grübel*…aber wie soll es voll werden, wenn niemand weiß, dass hier heute überhaupt was stattfindet?

 

Dann geht es auch schon los, ob nun mit oder eher ohne Publikum, der Zeitplan steht halt. My Glorious betreten wie am Abend zuvor die Bühne. Es tut mir fast Leid, dass so viel Platz vor der Bühne ist, bleibe selbst aber auch zunächst ganz hinten stehen. Ich bin nämlich ziemlich fertig mit der Welt und könnte tatsächlich trotz vier getrunkener Energydrinks grad ein Bett gebrauchen. Ich genieße die sehr sympathische Wiener Band aber wie am Abend zuvor. Wie scheinbar die meisten, denn Bewegung findet sehr wenig statt.

Ich kenne zwar die Songs der Band nicht, gehe aber davon aus, dass es die gleiche Setlist ist wie am Abend zuvor. Das Drumsolo ist jedenfalls auch wieder Teil der Show und erneut unheimlich gut. Sänger Sami verspricht alles am Merch, was das Herz begehrt, bis hin zur gebrauchten Unterwäsche. Dann ist die erste Band des Abends auch schon wieder fertig und die Bühne wird umgebaut.

 

Ich raffe mich nun auf, irgendwie kann ich bei 3 Feet Smaller dann trotz allem nicht hinten stehen bleiben und bewege mich in den auch jetzt noch sehr freien Raum vor der Bühne. Dort sehe ich einen Kerl mit DÄOF-Gedenkjacke (ehemals “Den die Ärzte ihr offizieller Fanclub”, mittlerweile nur noch  “DÄFC – Die Ärzte Fanclub” und schon bald endgültig Geschichte…). Wir unterhalten uns über genau dieses Thema und so lerne ich auch noch seine Begleitungen kennen, unter denen sich ein weiteres Noch-Mitglied befindet.

Kurz darauf geht es aber auch schon los mit “Teil Zwei” des Abends. Es ist leer und der Trupp, den ich soeben kennen gelernt habe und ich sind die Einzigen, die sich beim Opener “Vienna’s Burning” überhaupt wenigstens etwas bewegen – mit Ausnahme eines Jungen im Rollstuhl, der ein 3FS-Shirt trägt und vom ersten Song an feiert, als wenn es kein morgen gäbe. Sänger Marcus nimmt das von der Bühne aus allerdings auch nicht so hin und fordert vor dem nächsten Song alle auf, gefälligst näher ranzukommen, selbst wenn vermutlich niemand Geld ausgegeben habe, um sie zu sehen. Die Leute folgen der Aufforderung tatsächlich und zumindest optisch ist das Bild nun nicht mehr ganz so traurig.

Ich komme mir relativ verloren vor, singe zwar wie gewohnt mit und tanze ein wenig für mich auf der Stelle, aber ich wünsche mir definitiv mehr. Tobi rennt mit seiner Kamera immer wieder an mir vorbei. Irgendwann fordere ich ihn auf, das Ding endlich weg zu tun, damit wir wenigstens zu zweit etwas mehr loslegen können. Er tut mir dann auch den Gefallen und hat selbst von jetzt auf gleich Energie ohne Ende und kein Problem damit, allein vor der Bühne rumzuspringen – allerdings erst mal auf der anderen Seite der Bühne, als ich es bin. Na gut….ich nehme also Anlauf und sprinte die Bühne längs geradewegs auf den Verrückten tanzenden Kerl zu, der sich Tobi nennt und mit dem ich hier bin: hiermit ist der Zweimannpogo am Rande der Bühne eröffnet! Es dauert jedoch nicht lang, und zwei der Gruppe, die ich kurz zuvor  kennen gelernt habe, gesellen sich hinzu. Die Müdigkeit und meine schlechte Laune sind von jetzt auf gleich vergessen und ich geb alles, was mein Körper noch leisten mag. Weitere Zuschauer gesellen sich zu uns. Ich schau mich um und stelle zufrieden fest, dass insgesamt nicht mehr alles so still steht wie noch zu Beginn, sehr schön. Bei “Fade Away” lösen sich dann auch wieder reichlich Füße im Takt vom Boden. Danach wird von der Bühne aus gefordert, dass alle Pogowütigen jetzt gefälligst einen Moshpit mittig vor der Bühne zu eröffnen hätten. Gesagt getan. Ausgerechnet zwei Mädels, meine neue Bekannte und ich, eröffnen also wieder den Tanzkessel, dieses Mal nur zentraler und mit wesentlich mehr Beteiligung anderer Verrückter als zuvor. Ein wenig seltsam ist noch, dass man zwischen den einzelnen Songs jedes Mal die Technoklänge aus den Hallen der Freunde gleichgeschlechtlicher Liebe hören kann.

“Let It Out” bildet schließlich erneut den Abschluss und wir lassen uns danach müde und völlig erschöpft einfach an Ort und Stelle vor der Bühne nieder.

 

Tobis Kumpel erscheint aus dem Nichts, hat also den Weg zum Konzert scheinbar doch irgendwie gefunden.

Ich stelle fest, dass ich anfange unheimlich zu zittern. Zudem kribbelt es plötzlich rund um meine Mundpartie und mir wird leicht übel…herrje, mein Körper streckt mir die Zunge raus, zeigt mir ‘nen Vogel und verweigert mir nun wohl die Dienste meines Kreislaufregulationszentrums. Vielleicht der Preis für die letzten zwei Tage. Also geh ich erstmal ganz raus und lass mich dort nieder.  Tobi ist so nett und bringt mir eine Flasche Wasser. Als The Locos beginnen, geht es aber auch schon wieder und ich stelle mich hin. Es sind zumindest ein paar Menschen mehr da und wie schon gestern tanzen nun viele zu dem spanischen Energie-Ska, der von der Bühne schallt. Als ich der Meinung bin, dass ich wieder kann, tanze ich auch nochmal zwei Songs mit…so lang, bis mir erneut schlecht wird. Grummel. Also doch erstmal nur vom Rand zuschauen. Der DÄOF-Mensch (ein unheimlich nettes, wenn ja auch leider aussterbendes Völkchen) reicht mir auch nochmal Cola und allmählich geht es mir insgesamt wieder besser und ich bin nur noch unheimlich müde. Erst während des letzten Drittels des Konzerts sage ich mir, “ach weißte wat, is mir auch egal”, zeige nun wiederum meinem Körper den Mittelfinger und denke mir, so lang ich nicht umkippe, passt’s schon. Also tanzen bis zum Umfallen! Umgefallen bin ich dann glücklicherweise nicht. Aber nach dem Konfettiregen und somit Ende des Konzerts doch einfach nur noch müde, platt, erschöpft, groggy, fertig und geistig kaum noch anwesend. Wenn mein Körper nicht so unpraktisch mit mir verbunden wäre, würde er nun wohl in eine Ecke gehen, schmollen und die nächsten Tage nicht mehr mit mir reden.

 

Wir warten, weil die zwei Jungs sich von The Locos noch das ein oder andere unterschreiben lassen wollen. Mir ist das sehr recht, ich fühle mich im Moment sowieso nicht in der Lage, die weite Heimreise anzutreten…genau deswegen sind wir auch noch sehr lange Zeit in der Halle.

 

Aber es bringt ja alles nix, ich muss heim. Und so machen Tobi und ich uns gegen halb zwei schließlich auf die viereinhalbstündige Fahrt…ohne Pause zurück ins Ruhrgebiet. Ich bin froh, dass um diese Uhrzeit die Straßen so leer sind, kämpfe mich heim und falle um 6Uhr morgens fertig mit der Welt in mein Bett. Ein weiteres seltsames, verrücktes, anstrengendes, tolles, teilweise auch mal frustrierendes Konzertwochenende ist also schon wieder vorbei…schade.

 

Ich ziehe für mich den Schluss, dass zumindest in der kleinen Winterausgabe der beiden Festivals das Open Flair eindeutig als Gewinner hervorgeht und freue mich, dass ich nicht allzu lang auf mein nächstes Konzert warten muss, denn noch steht ja zum Glück einiges auf dem Plan….das verrate ich nur lieber noch nicht meinem Körper ;-).

(M.R-)

3 Feet Smaller live (Winter Flair)

The Locos live (Winter Flair)

3 Feet Smaller live (Taubertal Rocknacht)

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My Glourious live (Taubertal Rocknacht)