Cover Treibeis

Viva allein – „Treibeis“ von Captain Planet – eine Albumrezension

Der Herbst kommt und mit ihm das neue Album von Captain Planet. „Treibeis“ erschien diesen Freitag (12.10.2012). Wir konnten vorab schon einmal Probe hören. Was das dritte Studioalbum zu bieten hat, liest ihr im Folgenden:

Cover Treibeis
Treibeis - Captain Planet

Vorab – Opfer von Winterdepressionen sollten sich das neue Captain Planet Album vielleicht erst im kommenden Frühjahr zulegen. Denn vorrangig ist dieses Album grau, bedrückend und kalt. Eine halbe Stunde wird die Tristesse im Allgemeinen, aber auch in vielerlei Facetten betrachtet. Dabei scheut die Band nicht immer wiederkehrende Bilder, wie Betonwände, um die Kälte zu veräußern. Aus allen Liedern spricht die Lethargie, ein Gefühl der Einsamkeit. Einsamkeit kann viele Formen haben, lehrt die Band. Gefangen sein in vergangenen Erinnerung oder Angst vor der großen Masse, sind hierbei nur zwei Möglichkeiten. Freunde werden zwar noch benötigt, aber nicht mehr zum Pferde stehlen, sondern um den (Fenster)ausstieg zu meistern. „Treibeis“ spricht die Fluchtinstinkte der Überzwanziggeneration jeder Großstadt an. Diesen Fluchtinstinkt, der unabdingbar mit den unsichtbaren Fesseln verkettet ist, alles mitmachen zu müssen. Gerade dieser Widerspruch führt zu der Passivität, die treffend in dem Song „Spinne“ aus der Sicht einer Spinne beschrieben wird. Über allen Liedern schwingt das moralische Fragezeichen: „Was sollen wir mit diesem Leben anstellen?“ Bleiben oder gehen? – Schwarz oder Weiß?

„Treibeis“ ist ein graues Album. Wäre es ein Bauwerk, wäre es sicher im kühlen Bauhausstil in die Prärie betoniert worden. Kühl ist es, musikalisch eingängig, dank punkiger Gitarrenriffs und unerbittlichen Schlagzeugprügeleien. Diese Eingängigkeit ist jedoch auch die Krux des Albums, denn Abwechslung ist rar gesät. Die Bilder, die musikalischen Motive und die Thematiken wiederholen sich häufig. Nach der Hälfte sehne ich mich nach einer wärmenden Umarmung oder zu mindestens einer heißen Schokolade und meiner Kuscheldecke. „Treibeis“ ist trotzdem für die halben Stunden des Herbsts zu empfehlen, in der man einfach einmal depri sein muss.

 

Jenny