Die Fäuste ballen sich wieder und reißen gewaltsam Löcher in die Luft. Hot Water Music – ein Urgestein der Post-Hardcore-Punkszene – meldet sich dieses Jahr mit ihrem Album „Exister“ aus der Versenkung zurück.
Die Schaffenspause hielt zwar nur studiotechnisch äußerst lang an, aber das Warten hat sich gelohnt. Explosiv schießen 13 Songs aus dem Player. In keinen vierzig Minuten galoppieren sie textlich durch die deprimierende Realität. Tristesse macht sich breit und reibt sich heiser in den Gehörgang. Aber Hot Water Music bleiben hier ihrer alten Manier treu und treten der Depression gehörig in den Arsch, zeigen gar ihre Mittelfinger noch hinterher.
Musikalisch ist keine Kritik zu üben. Die gegeneinander arbeitenden Gitarren, der einschlägige Bass und das rasende Schlagzeug strotzen nur so vor Energie. Selbst einen walzerbelasteten Dreivierteltakt fürchten sie nicht. Abgerundet wird das Werk mit Chucks rauen Gesang und Geschreie. In der studiofreien Zeit muss dieser Mann mindestens einen Liter Whiskey gegurgelt haben – täglich! In den Refrains ergänzt ihn Chris Wollrad brüderlich mit zweistimmigem Gesang. Auch das ein oder andere solidarische Wohoo bestärkt die CD und lässt auf das „live“ freuen. Da stehen sie wieder, die alten Freunde, und erfreuen sich an der Musik und an der Gemeinschaft. Am Ende bleibt einzig und allein der Eindruck von Bodenständigkeit und Harmonie in der Gesamtheit (wie eh und je).
2012 scheint das Albumjahr der Punkveteranen. Sticht Hot Water Music hier besonders hervor? Highlights suchte ich auf der Platte vergebens, jedoch ist das Gesamte ein solides Meisterwerk. Wer Hot Water Music nicht kennen sollte, sehr wohl aber auf die Foo Fighters steht, sollte schleunigst zum nächsten CD-Dealer rennen und dieses schnelllebige Werk erstehen. Lohnt sich. Allen alten Hasen sei gesagt – sie können es noch! Hoch das Bier, hoch die Faust.
Jenny