„Musik und Rührei“ – Eier mit Speck Festival 2012

Weil ich schon letztes Jahr sehr angetan war von nur einem Tag “Eier mit Speck”, hatte ich mich dieses Jahr entschieden, mir eine Dreitageskarte für das mit gerade mal etwa 2500 Besuchern recht kleine Festival in Viersen zu kaufen, noch bevor ich wusste, wer denn überhaupt genau spielt. Sabrina tat es mir gleich und so sind wir vor dem letzten Juliwochenende am Donnerstag auf dem Weg in die kleine Stadt in der Nähe von Mönchengladbach. “Is ja umme Ecke” und so haben wir den Plan, unser Lager schonmal aufzubauen und dann erstmal wieder heimzufahren, weil wir beide leider am Freitag noch arbeiten müssen. In Viersen angekommen entscheiden wir uns schnell für den noch sehr leeren Campingplatz 3 und bekommen an der Kasse 5€-Müllpfandbändchen und dunkelgrüne Festivalbändel verpasst. Für die U18-Besucher (die vermutlich allesamt auf Campingplatz 1 sind 😉 ) sind diese übrigens rot, für U16 gelb. Ein sehr simples aber gut funktionierendes System für den Jugendschutz.
Wir suchen uns (warum auch immer) auf dem noch leeren und doch von den etwas älteren Besuchern gewählten Platz die lautesten, aber auch sehr netten ostfriesischen Nachbarn aus, die wir finden können und schlagen bei schönstem Wetter unsere heiß geliebten Quechuazelte und unseren Tarnpavillon (einfach ein großes Sechsmannzelt) auf. Am liebsten würden wir jetzt ein kaltes Bier aufmachen und einfach hier bleiben, aber es hilft alles nix, wir müssen erst einmal wieder fahren und werden erst am späten Abend des nächsten Tages wieder hier sein.

Zeltplatzkunst

Am Freitag nach der Arbeit begebe ich mich auch nicht direkt nach Viersen. Während Sabrina sowieso zunächst noch auf einem Geburtstag ist, entscheide ich mich nach Essen zu fahren. Hier findet das Essen Nord Open Air statt, bei dem Massendefekt spielen. Und wenn Massendefekt in Essen sind und nicht in Viersen, dann bin ich halt auch in Essen und nicht in Viersen ;).
Nach dem Auftritt der gut aufgelegten Band verabschiede ich mich dann von allen Freunden, die auch da waren, und begebe mich endgültig auf den Weg zum Festival. Ich habe jetzt sowieso Lust, vor meinem roten Polyesterheim zu sitzen und endlich das erste Bierchen aufzumachen.

Ich trage nach einer etwas beschwerlichen Parkplatzsuche meinen Kram auf den Campingplatz , mach das besagte Bierchen auf und da Sabrina dann noch immer nicht da ist, stiefel ich los, um mir noch die restlichen Bands des Abends anzuschauen. Wirklich viel von den Bands sehe ich nicht mehr. Sabrina kommt irgendwann hinzu und wir schauen uns zusammen das süße kleine Gelände etwas genauer an. Auch wenn es noch so klein ist, von der “Kräpp Buud” über einen Cocktailstand bis zu Pizza- und Wurstbude ist alles da, was man braucht. Noch dazu sind die Preise echt fair mit 2,50€ für ein Bier oder eine Tüte Pommes.
Da Marteria nicht so unser Fall ist, ich eh mit einer dicken Erkältung zu kämpfen habe und eine verdammt anstrengende Woche hinter mir liegt, decken wir uns nur noch mit Festivalshirts ein und gehen dann zurück zum Zeltplatz. Als die ersten Regentropfen dann vom Himmel fallen, leg ich mich schlafen. Sabrina gesellt sich noch zu unseren nordischen Nachbarn und verbringt da wohl noch reichlich lustige Zeit.

Es regnet die ganze Nacht und hört erst am Morgen wieder auf, dafür dann aber für den Rest des ganzen Festivals. Den Pavillon unserer Nachbarn hat der Regen jedoch in die Knie gezwungen und die Jungs stehen sich am Kopf kratzend vor einem weißen etwas.
Gegen kurz vor zwölf sind wir wieder auf dem Weg zum Gelände, denn das Festival hält, was sein Name verspricht! So gibt es Samstag und Sonntag für jeden Festivalbesucher gratis Eier mit oder auch ohne Speck, ein Brötchen und Kaffee – sensationell wie wir finden und das Rührei ist zudem auch noch echt lecker. Mit der „Gutelaunetrashcombo“ Keule, die eine Woche zuvor auf dem Serengeti-Festival noch absagen mussten, sehen wir schließlich dann den ersten  Stimmungsmacher des Tages.
Ansonsten schauen wir uns die ein oder andere Band an, treffen Freunde, trinken, treffen noch mehr Freund und trinken noch mehr. Nach dem letzten Mal noch mehr trinken bei Freunden auf dem Campingplatz, sind wir dann wieder auf dem Weg zur Bühne, denn mit The Busters und den Street Dogs warten unsere persönlichen Höhepunkte des Tages. Wir werden nicht enttäuscht, ein Pogotraum! Entsprechend platt aber glücklich endet so ein sehr schöner Samstag für uns.

Am Sonntag geht es dann bei herrlichstem Sonnenschein in den letzten Tag. Wir bauen einen Teil unseres Camps ab, leisten noch Nachbarschaftshilfe und geben Unterricht im Wurfzeltabbau und genießen dann erneut unser Frühstück. Auf dem Gelände sind irgendwie auffallend viele Familien mit kleinen Kindern zu sehen, die mit ihren “Mickey Mäusen” unheimlich drollig aussehen. Sie wirken hier auch nicht fehl am Platz, sondern passen in das Bild dieses insgesamt sehr familiären Festivals. Insgesamt ist das Publikum sehr angenehm. Auch die Jüngeren und “typischeren Festvialbesucher” wissen sich zu benehmen, sind gut gelaunt, aber ich sehe niemanden pöbeln oder ähnliches.
Der Sonntag scheint der Tag meiner persönlichen Bandneuentdeckungen zu sein. Zum einen sind da Melloy aus Berlin, die mit ihren deutschsprachigen Rockpop durch und durch gute Stimmung machen und einen “Polonaise-Circlepit”, angeführt von einem Bär in Bandshirt, am Merchstand vorbei und somit über den kompletten Platz veranlassen. Zum anderen sind da vier Schweden, die sich Movits! nennen und im Programmheft als “Hip Hop” beschrieben werden. “Uuuuäääh, HipHop” stöhnt Sabrina noch, da betreten vier Musiker im Anzug die Bühne, zwei von ihnen haben ein Saxophon und eine Posaune bei und zusammen geben die Jungs einfach mal richtig Gas. Die Musik geht direkt ins Bein und obwohl wohl NIEMAND auch nur ein Wort versteht, weil da oben nämlich alles auf schwedisch gerappt wird, gehen alle im Publikum unheimlich mit und auch am Merchstand spiegelt sich danach wieder, wie gut die Band ankommt.
Auch die Skaband aus dem Balkan “Dubioza Kolektiv” gefällt mir sehr gut und sorgt dafür, dass ich nicht still stehen kann.
Zum krönenden Abschluss spielt dann mit Madsen eine Band, die auf Festivals irgendwie immer geht, für gute Stimme und laute Mitsingchöre sorgt und dem Festival so zu einem würdigen Abschluss verhilft.

Und dann ist es rum, dieses durch und durch tolle Festival! Irgendwie stimmt hier einfach alles. Eine gute Organisation, sehr nette Mitarbeiter (vom Einlass über die Parkplatzeinweiser bis zur Security (die Sabrina sogar ihre Tasche zum Zelt getragen haben 😉 ), ein angenehmes Publikum, ein bunter Mix mit Musik der verschiedensten Genres, faire Preise und nicht zuletzt Veranstalter, die ein Händchen für die Bands und viel Liebe zu diesem Festival beweisen, lassen uns Sonntagabend sehr glücklich nach Hause fahren. Sogar das Wetter hat mitgespielt. Fest steht jedenfalls, dieses Festival wird uns garantiert nicht zum letzten Mal gesehen haben!

Eier mit Speck