4 Tage Party auf dem Zeltplatz, 3 Tage Langeweile auf dem Festivalgelände – Rock am Ring 2012

Nachdem 2009 der Ring für mich ins Wasser fiel wegen mangelnder Begleitung, war es dann endlich mal so weit, ich würde endlich zum Ring fahren. Donnerstag Mittag ging es dann los. In Mainz traf ich auf eine Freundin eines Freundes, die kurzerhand aus ihrer Gruppe rausgeworfen wurde und bei uns aufgenommen wurde. Da die Bahn eine Stunde Verspätung hatte, nutzten wir die Zeit um Bier zu trinken und Erdnüsse zu essen. So ging die Zeit auch schnell vorbei. In der Bahn ernteten wir dann die ersten schrägen Blicke, trotzdem konnten wir uns noch Sitzplätze ergattern. Die Vorfreude stieg, auch wenn wir beide es noch gar nicht realisieren konnten. Für mich vor allem, weil es das erste Mal war, dass meine Festivalsaison nicht mit dem Hurricane sondern mit dem Ring beginnen sollte. 

Gegen späten Nachmittag kamen wir dann endlich am Camp an. Da unsere restliche Gruppe schon Mittwochs hingefahren ist, mussten wir keine Zelte aufbauen. Also Sachen abgeladen, Bier geholt und erst mal die restlichen Leute aus dem Camp kennengelernt. Später machten wir uns dann zu dritt auf den Weg zu Warm Up Party und schon hier merkte ich, dass der Weg bis zum Festivalgelände ganz schön lang ist. Das sollte aber kein Problem darstellen, denn mit netter Begleitung geht sowas ja ganz schnell. Als wir endlich ankamen, hatten wir noch etwa 30 Minuten bis Das Pack anfangen sollte und dann ging es auch schon los: Das Pack betraten die Bühne. Anfangs waren die Leute sehr zurückhaltend, doch nach ein paar Liedern kochte das ganze Zelt und es wurde eine Polonaise gestartet. Das ließen wir uns nicht nehmen und stürmten in die Masse. Leider war der Auftritt viel zu schnell um. Trotzdem traten wir den Rückweg an, da wir nicht schon Freitags rumlaufen wollten wie Leichen. Deshalb fielen wir dann auch direkt ins Zelt als wir ankamen. Sogar die Musik unserer Nachbarn war in so einer Lautstärke, dass man noch schlafen hätte können – wäre da nicht das Problem, dass aus vier Richtungen verschiedene Musik kam. Aber da mussten wir durch. Freitags wurde ich nach gefühlten 2 Stunden Schlaf wach. Das erste Bier, ebenso wie die erste Dose Ravioli des Tages wurde geöffnet. Richtiges Festivalfelling also. Was mich überraschte, war die Sauberkeit der Dixiklos und das das ganze Wochenende über. Auch die Besucher waren auf eine friedliche Atmosphäre aus. Am liebsten hätte ich den Tag auf dem Zeltplatz verbracht, so war ich von der Stimmung begeistert. Doch war ich ja eigentlich für die Bands gekommen, was ich schon fast wieder vergessen hatte. Vor allem weil ich mir Freitags eigentlich nur The Subways angucken wollte. Um etwa 14 Uhr machten wir uns auf den Weg zum Festivalgelände. Dort angekommen, verabschiedeten Inka und ich mich von dem Rest, welche zur Alterna Stage gingen. Wir machten uns auf den Weg zur Ampelgasse und kamen gerade noch so in den B-Bereich. Meine Erwartungen waren hoch, denn endlich durfte ich The Subways wieder vor deutschem Publikum sehen: „endlich wieder Bewegung“, dachte ich.  Dass nicht viele den Text kannten, war mir bei so einem großen Festival bewusst, dass aber alle bloß rumstanden, überraschte mich. Erst bei „Turnaround“ schafften die Leute es mal einen ordentlichen Moshpit aufzumachen. Inka und ich ließen uns den Spaß nicht nehmen und sprangen rein, dabei bekamen wir vom umstehenden Publikum die ersten bösen Blicke. Mein Gott, wir haben sie bloß am Vorbeilaufen gestreift. Nach etwa 45 Minuten verließen The Subways, die das übliche Set spielten, die Bühne. Von nun an war es mir egal, was ich gucken würde. Inka wollte unbedingt Linkin Park sehen und so blieb ich bei ihr. Nach einer Umbaupause von 30 Minuten, enterte Cypress Hill die Bühne. Hat mir gar nicht gefallen und das nicht, weil es HipHop war, sondern einfach weil es so typischer Assi HipHop aus Amerika war. Über Kasabian freute ich mich dann wieder, auch wenn ich nicht viel von ihnen kannte und sie enttäuschten mich nicht, auch wenn das Publikum immer noch nur rumstand und mir die Beine anfingen wehzutun, ich hatte meinen Spaß. Bis dahin standen wir schon in der zweiten Reihe, natürlich immer noch im B-Bereich, und hatten so einen perfekten Blick auf die Bühne. Das war bei Gossip meistens sehr unterhaltsam, teilweise aber auch eher abschreckend, denn nachdem sich die Sängerin fast ganz auszog, wollte ich vieles nicht mehr sehen. Beth Ditto ließ es sich trotzdem nicht nehmen über den ersten Wellenbrecher zu klettern und durch das Publikum zu laufen. Dabei ließ sie Leute singen, knutschte ein paar ab und klaute Gegenstände. Meiner Meinung nach die unterhaltsamste Band des Wochenendes und umso mehr war es schade, als sie die Bühne verließen, auch wenn mir die Musik immer noch nicht zusagt. Soundgarden war dann schon eher eine Band, auf die ich mich freute. Das war allerdings Enttäuschung pur, sowohl vom Publikum, als auch von der Band. Umso weniger freute ich mich dann auf den ersten Head des Wochenendes – Linkin Park. Nachdem ich sie das letzte Mal 2009 gesehen habe, mied ich deren Show, weil sie sich doch sehr verschlechtert hatten. Doch ich wurde überrascht, im positiven Sinne. Endlich wieder mehr Kommunikation mit dem Publikum. Zudem wurden fast hauptsächlich alte, also wirklich alte, Lieder gespielt. Zwei blondierte Tusen hinter mir waren damit zwar komplett überfordert, doch ich freute mich und feierte so viel es meine volle Blase zuließ. Zum Publikum muss ich hier nichts sagen – es stand, wie immer.

Danach machten wir uns auch schon wieder auf den Weg zum Zeltplatz. Dort tauschten wir uns mit den anderen aus, welche ebenfalls nicht so begeistert von den Leuten, der Security und der Organisation waren. Das sollte allerdings am folgenden Tag nochmal alles getoppt werden.

Wir machten uns so auf den Weg, dass wir gegen 14 Uhr am Gelände sein wollten und erhofften uns noch in den A-Bereich zu kommen, doch wieder schafften wir es nur knapp in den B-Bereich. Herzlichen Dank auch, liebe Metalica Fans und Snakepit. Nachdem Dennis ein Security fragte, ob es noch die Möglichkeit geben würde in den A-Bereich zu kommen und ihm statt einer Antwort mit dem Abschneiden seines Bändchen gedroht wurde, sank unsere Stimmung in den Keller. Wir guckten uns Shinedown und Enter Shikari von etwas weiter links an. Dabei stieg die Stimmung wieder und meine Vorfreude auf Refused stieg ins Unermessliche. Und dann endlich standen sie auf der Bühne. Nach einigen Liedern setzten sich die ersten Leute schon wieder hin. Unverschämtheit! Mich überkam immer mehr der Drang mich zu bewegen, doch die umstehenden oder besser gesagt sitzenden Leute sahen nicht so aus, als ob sie sich begeistern lassen könnten. Stattdessen wurde immer schön die Pommesgabel gezeigt, sobald die Kamera mal in die Richtung zeigte. Einfach erbärmlich. Doch unsere Rettung kam. Ein Kumpel von Dennis kam mit weiteren 2 Typen und sie starteten kurzerhand einen Moshpit. Dennis, Inka und ich stürzten uns ebenfalls rein. Davor drückte ich Maren noch alles was mich störte in die Hand und auf gings! Nach einiger Zeit kam Mark noch dazu, es kam also endlich mal etwas Bewegung ins absolut lahmste Publikum. Doch da gab es immer noch Leute, die sich durch uns ziemlich gestört fühlten. Ein etwa 40 jähriger Mann saß in seinem Campingstuhl direkt am Rande unseres Kreises und anstatt aufzustehen und uns ein wenig Platz zu machen, nutzte er jede Möglichkeit uns aggressiv wegzuschubsen. Das bekam ich zu spüren, als wir den Kreis für einen Circlepit vergrößern wollten und ich den Herren direkt hinter mir hatte. Ich stolperte fast bis zum anderen Ende des Kreises. Der Herr grinste nur zufrieden, aber von so jemanden wollte ich mir nicht den Spaß verderben lassen und musste lachen, als irgendwann einer von uns voll auf ihn flog und sein doofer Campingstuhl zerbrach. Soll er das nächste Mal doch entweder die Leute Spaß haben lassen, später kommen und es riskieren hinten zu stehen oder einfach zu Hause bleiben, wenn ihn Leute stören, die nicht nur dumm rumstehen wollen. Bis zum Ende hin wurde unser Moshpit auch richtig groß. Ziel erreicht, würde ich mal sagen. Leider sind die rumstehenden Langweiler auf dem Festival kein Einzelfall gewesen, Fernsehgeile Leute. Nachdem Refused dann wieder die Bühne verließen, merkte ich einen stechenden Schmerz auf der Stirn und bekam mitgeteilt, dass ich da ne Beule hätte. Also alles richtig gemacht. Tenacious D betraten nach den 30 Minuten Umbaupause die Bühne und der ganze Ring kniete sich nieder, unglaublich! Ansonsten war es das dann auch schon an Action in Publikum. Als Co-Headliner betraten Billy Talent dann um kurz nach 21 Uhr die Bühne uns erstmals bewegte sich das Publikum richtig. Mark, Inka und ich rannten schon fast in die Richtung, doch nachdem Inka einen Ellenbogen gegen die Stirn bekam, stellten wir uns wieder zu Dennis und Maren. Was ziemlich nervig war, war, dass der Sound so leise war, dass man sich ganz normal unterhalten konnte. Wurden die Gespräche mehr, hatte man dann sogar Schwierigkeiten Billy Talent zu hören. Nach Billy Talent machte ich mich dann alleine auf den Weg zur Alterna, da ich The Hives Metallica bevorzugte. An der Alterna angekommen, schaute ich mir den Rest von Keane an, wobei ich merkte, wie ich müde ich eigentlich schon wieder war. Ich stellte mich ziemlich an den Anfang der zweiten Welle und bekam nach ein paar Minuten auch schon direkt Begleitung. Die Hives spielten neben Hits wie „Hate To Say I Told You So“, „Tick Tick Boom“ und „Walk Idiot Walk“ auch Lieder vom neuen Album. Was mich dabei störte war, dass ich ständig Metallica hörte, die im Vergleich zu Billy Talent viel zu laut waren. Trotz allem war der Auftritt super wie immer. Zum Glück musste ich nur kurz auf die anderen warten und es ging wieder zurück zum Zelt. Auf dem Weg aßen wir alle zusammen noch an einem Pommesstand. Am Zeltplatz angekommen, wurde trotzdem nochmal gegrillt und Inka und ich vertilgten im Zelt fast ne Packung Toast. Es wurde noch ein wenig gequatscht und dann war es auch schon wieder Zeit zu Schlafen. Um 8 Uhr wurde ich das erste Mal wach, weil ich unglaublich dringend pinkeln musste. Außerdem hatte ich unglaubliche Schmerzen in der Hüfte – verdammter Moshpit. Ich quälte mich also zum Dixi und danach wieder den Berg hoch. Dabei konnte ich echt nur kleine Schritte gehen, die höllisch weh taten. Ich versuchte dann noch ein wenig zu schlafen, da aus unserem Camp noch niemand wach war. Zum Glück konnte ich  noch etwas schlafen, doch auch nicht mehr zu lange, denn wir wollten um 12 Uhr schon los, da wir für die Donots weiter vorne stehen wollten. Als wir am Festivalgelände ankamen, wurden wir fast erschlagen von der Masse, die trotz Regen schon so früh da war und zweifelten daran noch in den A-Bereich zu kommen. Zum Glück schafften wir es gerade noch so, obwohl die Ampel schon rot war. Was für ein Glück. Leider mussten wir uns dann noch die erste Band angucken und dann waren endlich die Donots auf der Bühne. Im Publikum standen hauptsächlich Hosenfans, die offensichtlich nicht an der Musik der anderen Bands interessiert waren. So wurde ich mal wieder komisch angeguckt, weil ich mir es nicht nehmen ließ, die Lieder lauthals mitzusingen und rumzuspringen. Nach dem Auftritt gingen Dennis und ich noch zur Autogrammstunde, wo wir auf bekannte Gesichter trafen. Zusammen tauschten wir uns übers Wochenende aus und dann standen die Donots auch schon vor uns, welche nicht überrascht waren uns zu sehen. Danach ging es wieder zur Center Stage. die Schlange an der Ampel musste mit Polizei gesichert werden. So stellten wir uns weiter nach hinten und warteten auf die Murphys. Der Sound war wieder viel zu leise, die Leute lahm und eine Band über Bildschirme zu sehen, ist auch nicht so das wahre. Danach verabschiedeten wir uns von den anderen und Dennis und ich liefen zurück zum Campinggelände und endlich heim. Schade um die Hosen, schade um Deichkind, aber das hätte ich mir nicht mehr geben können.

Wenn bei einem Festival das einzig positive die sauberen Dixis sind, dann ist irgendetwas extrem schief gelaufen,.Das fängt schon damit an, dass mehr Tickets verkauft wurden, als auf das Gelände passen. Danke MLK, dass du mir so viele Gründe gibst, dir nicht noch mehr Geld in den Schlund zu schaufeln.