Vor dem Konzert in Weinheim waren zwei der vier BENZIN-Jungs so nett, und haben sich Zeit genommen, uns Rede und Antwort zu stehen.
Hey Sebi und Hutti, schön, dass ihr Zeit für uns habt. Wie läuft die Tour bisher?
Hutti: Ja, gut. Es ist bisher ja quasi erst ein Termin gewesen mit Massendefekt zusammen, aber…äh…der vierte oder fünfte zum neuen Album. Bisher ist eigentlich alles ganz gut. Das allererste Konzert war ein bisschen komisch in Pforzheim. Das war aber noch vor Album-VÖ… äh..nee, in Ettlingen war das, ‘tschuldigung…so viele Termine (lacht). Aber ansonsten ist bisher alles super.
Kommt das Album gut an?
Sebi: Wir sind zufrieden, joah…doch, doch. Absolut.
Hutti. Ja. Begeisterung überschlägt sich (lacht). Nee, es kommt tatsächlich ganz gut an. Wir spielen auch fast nur noch neue Songs, stellen wir so fest. Also bei uns zumindest kommt es gut an. Bei den meisten Leuten aber auch.
Wie schreibt ihr generell eure Songs. Setzt ihr euch extra hin und schreibt oder kommen die Ideen einfach so, zwischendurch?
Sebi: Eigentlich gibt es da kein Patentrezept. Es ist nicht so, dass ich mich hinsetze und einen Song schreibe. Es gibt völlig unpassende Momente, in denen man dann einfach eine Idee hat. Das ist Fluch und Segen. Jaah, es gibt auch wirklich unpassende Momente, wo man dann einfach eine Klausur schreiben sollte…
Hutti: Oder ins Krankenhaus kommt…
Sebi:…genau. Und dann fällt einem einfach ein Song ein und dabei sollte man eigentlich an was anderes denken.
Hutti: Es ist jetzt auch nicht so, dass wir uns in den Proberaum stellen und jammen, wie das manch andere Band macht. Da werden wir ganz nervös, wenn wir stundenlang an einem Riff rumdoktoren. Es gibt immer Leute, die mit konkreten Ideen kommen und wir machen das dann zusammen zu einem Song. Eine Grundidee besteht also bereits vorher.
Im Vorfeld haben wir uns eure Studio-Diaries angeschaut
Hutti: Oh ihr Armen (alle lachen)
Es sah so aus, als ob ihr im Studio selbst noch einige Songs verändert hättet…
Sebi: Das war tatsächlich so. Mit dem Produzenten sind wir jeden Morgen aufgestanden um einen Song aufzunehmen. Unser Produzent – Grüße an dieser Stelle an Flo v. Schwarz! – ist ein sympathischer Psychopath, um das mal ganz vorsichtig zu sagen…
Hutti: Ein sympathischer Diktator, wenn man so möchte…
Sebi: Man wusste nie, was uns da erwartet. Wir haben den Song gespielt und dann hieß es: “Nee, nee. Hier an der Stelle mal komplett anders!”
Hutti: Er war davor schon bei uns. Wir hatten ganz explizit eine Vorproduktion gefordert, also dass er einmal zu uns in den Proberaum kommt, wir spielen und er sagt “probiert das und das” – haben wir auch gemacht, war auch cool. Im Studio ist dann aber noch ganz viel Neues passiert. Es ist dann oft so, dass man sagt “okay, das ist der bessere Weg”, also dass wir alles mal probieren. Aber es gab dann auch Grabenkämpfe, wo man einfach gesagt hat: “Nee, so nicht.” Das hat sich die Waage gehalten, war manchmal aber auch ganz schön anstrengend. Aber am Ende hilft’s.
Eine Freundin von uns wollte wissen, wer den Song “Sommer ‘96″ geschrieben hat und welche Geschichte dahinter steckt.
Sebi: Äh..also das war ich. Wie heißt denn die Freundin?
Geka
Sebi: Schöne Grüße an Geka
Hutti: Hallo GEKAAAA!
Sebi: Ich weiß gar nicht mehr genau, wie der Song entstanden ist….äh…könntest du bitte aufhören? Der Hutti streichelt mich hier grad…
Hutti: Es hatte sich richtig angefühlt!
Sebi: Letztlich geht’s bei dem Song darum, einfach sympathisch zu beschreiben, wie meine Kindheit und Jugend war. Deshalb werden halt so Sachen beschrieben wie Hagebuttentee, kalte Tage und Bonanzaschießereien. Tatsächlich hatte ich so Pädagogen als Eltern, die wollten, dass wir maximal drei Programme haben, deshalb gab’s halt irgendwie…
Hutti: RTL, SuperRTL und VOX!
Sebi: …von daher, Bonanza gucken mit Simon war halt immer ein ganz fester Termin.
Hutti: Das will man sich gar nicht vorstellen, irgendwie. Also so geht’s mir grad. Ich dachte immer, Bryan Adams spielt da ‘ne Hauptrolle…hab ich zumindest immer so gedacht. Ist aber nicht so, oder?
Sebi: Hutti: Halt’s Maul! Ich versuch gerade so romantisch wie möglich der Geka zu erzählen, was ich bei dem Song gedacht habe!
Jedenfalls geht das chronologisch durch. ‘86 war ich halt noch echt klein, ‘94 das erste Entdecken von Zigarettenautomaten, angefangen zu quarzen und sich so’n bisschen zu raufen und ‘96 war Deutschland dann Europameister natürlich, da war das absolute Hoch. Ich hab drei Zeitpunkte herausgesucht, eigentlich völlig beliebig und die dann näher beschrieben. Es geht nicht darum zu sagen “Früher war alles besser”, sondern einfach “Früher war’s schön”. Und das will ich dir jetzt hiermit erzählen.
Wir werden immer wieder gefragt. “Die kenn ich nicht, wie hören die sich denn an?”…Gibt es eine Band, mit der ihr euch vergleichen würdet?
Sebi: Das ist so eine der Lieblingsfragen für alle Bands. Ich glaub, da kommt jede Band an ihre Grenzen. Ich würde sagen…ähm…
Hutti: Jetzt bin ich gespannt! Ich krieg immer ‘nen Einlauf, wenn ich sag, wo ich uns seh.
Sebi: Ich würde sagen, wir sind so ein hybrider Mutant aus den Beatles und den Kassierern…
Hutti: Wie treffend!
Sebi: Und jetzt, mit der Info: fangt bitte an, was ihr wollt!
Hutti: …vielleicht noch mit einer Prise Karat! (alle lachen) Das ist tatsächlich immer ein bisschen schwierig. Man hört halt viele Bands, grade auch deutschsprachige.
Sebi: Man kann schon sagen, es gab ein paar Alben, die uns wirklich geprägt haben. In einer Zeit, in der wir uns intensiv mit Songwriting beschäftigt haben, waren beispielsweise Wohlstandskinder eine Band, die wir viel gehört haben.
Zum Abschluss: Was können wir dieses Jahr noch von euch erwarten?
Hutti: Nix mehr, der Zenith ist erreicht…wir sind durch. Nee, sorry…bitte?
Festivals, Herbsttour…?
Hutti & Sebi: Ja!…
Sebi: Ich weiß gar nicht, was schon nach draußen kommuniziert wurde…
Hutti: Es füllt sich jedenfalls ganz gut. Es ist bereits so, dass jetzt nicht mehr viele Wochenenden frei sind. Es wird gut. Es wird flächendeckend sein, mit coolen Bands. Es wird nicht Rock am Ring sein, zu unser aller Enttäuschung. Aber es werden gute Festivals sein und es hat einen großen Sprung gemacht zum letzten Jahr, was uns natürlich freut.
Ich denke, also das behaupte ich jetzt mal, dass wir im Herbst noch eine Tour spielen werden und dann, wer weiß, werden wir wahrscheinlich schon wieder Songs schreiben, befürchte ich. Das ist immer so der Zyklus. Ein Jahr, nachdem ein Album raus ist, ist fast schon wieder Studio angesagt. Mal gucken.
Das war’s dann auch schon. Vielen Dank, dass ihr Zeit für uns hattet!