Falls jemand fragen sollte… wo denn nun die großen… die besten Alben im abgelaufenen Halbjahr 2019 abgeblieben sind und sich denkt „Dribrldrabrl… keine Ahnung… egal… ach warten wir doch noch ein wenig… wer weiß was noch so alles kommen mag. Muss dies nicht… denn hier ist schon mal ein Album… dass ganz-ganz weit oben stehen sollte in der Liste für die besten Alben 2019. Es gehört auf jeden Fall bereits jetzt schon zu den besten… die du dieses Jahr hören wirst! Soistes!
Es ist so gut! Gitarre-Bass-Schlagzeug-Stimme! Mehr braucht eine ordentliche Punkband nicht. Damit lassen sich vorzüglich 13 fabelhafte Songs einspielen und überall hinprügeln. Und: Wie es sich gehört sollen bekanntlich bei einem dreckigen Dutzend Punksongs mindestens 9 Songs unter 3 Minuten bleiben. Genau so ist es.
Leider sind Brausepöter nie so eine berühmte deutschen Band wie manch andere geworden. Vielleicht waren sie damals bereits ihrer Zeit entflogen… wie ein flinker Kolibri… so dass mögliche Massen an Ornithologen sie nicht entdeckten. Vielleicht waren sie damals aber schon zu gut für unseren handlichen Kofferplattenspieler. Man(n) weiß es nicht.
Die Geschichte der Band Brausepöter ist schnell erzählt & ist eigentlich gar keine Geschichte: Gegründet 1978 > Beim Label ZickZack gelandet > Ein paar Singles aufgenommen > Bandauflösung 1982 > Brause alle. >> Doch 2010 waren sie wieder da. Mehr oder weniger unbemerkt.
In ihrer Facebook-Info beschreiben sie dies alles viel ausführlicher…
> Die Band gründet sich 1978 in Rietberg (NRW) und ist eine der ersten, die Punk und New Wave mit deutschen Texten verbindet. Die erste Single erscheint 1980 und ist eine der ersten Veröffentlichungen des legendären Zick-Zack-Labels aus Hamburg. Die ARD dreht 1981 für ein New-Wave-Special einen Videoclip zum Brausepöter-Song „Bundeswehr“. Dieser Clip wird fast 30 Jahre später zum YouTube-Hit und der Song vom New Yorker Label „Wild Isle“ auf Single gepresst. Amerikanische Radio-DJs entdecken die Platte und setzen sie auf ihre Playlists, der New Yorker Sender WFMU spielt sie fast täglich.
> 2011 erscheint bei Überfall Records der komplette Backkatalog von Brausepöter auf CD. Auch diese Veröffentlichung stößt in den USA auf Interesse, die Songs werden landesweit auf amerikanischen Underground-Stationen gespielt. Bei einem der auflagenstärksten US-amerikanischen Punk-Fanzines, Maximum RocknRoll aus San Francisco, landet Brausepöter 2012 viermal in den Top Ten.
> Die Musik von Brausepöter ist ein Mix aus Punkrock, verschiedenen New-Wave-Einflüssen, Ska und schrägem Powerpop. Seit Ende 2010 stehen Brausepöter wieder in Urbesetzung auf der Bühne und spielen in losen Abständen Konzerte, u.a. in Bielefeld, Schwerin, Chemnitz und Berlin. Ihre Auftritte ziehen ein Publikum an, das aus einer ganz anderen Generation kommt als sie selbst. Erst kürzlich wurde ein Cover des 79er Songs „Keiner kann uns ab“ von der jungen Berliner Band „Isolation Berlin“ veröffentlicht.
Doch heute hier & jetzt ist nun das neue Album „Nerven geschädigt“ da und die Brausepöter sind damit eindeutig – glühend frisch – ein really Anwärter auf die besagte Platte des Jahres . Sänger Martin Lück singt… beschwört und grandelt in ersten Song „Ewig Ding“ gleich mal voll darauf los: „Ich will nicht viel wert sein / Begehrt sein / Ich will nicht neu sein / Euch treu sein„.
Die Songs sind auf das Wesentliche reduziert und kommen auf den Punkt. Und irgendwie vereinen sie alles: Fehlfarben – Nerven – Isolation Berlin – Brausepöter undundund. Und sie rufen Erinnerungen hervor… bei denen… die die damalige Zeit erlebt haben. Und mit diesem Album werden sie nun im heutigen Heute möglicherweise allen anderen Bock darauf machen… dieses damalige Gefühl erahnen zu wollen & auch zu können. Einfach hören! By the way… wer weiß… am Ende tanzen wir alle gemeinsam zum Song „Pogo ganz allein“.
Dieses Album ist richtig klasse… mit Songs… die bei dir im Kopf kräftig „Tatutata“ machen und dich rigoros auf die Never-Ending-Non-Stop-Achterbahn schieben… dich anschnallen und 13 Runden fahren lassen: Jeder Song ein rauf & runter und zwischendurch bekommste auch mal ein paar Loopings geboten. Und he… nach der letzten Fahrt bzw, Song willst du sofort noch mal mitfahren. Heho noch eine Runde. Nochne Runde. Irgendwann gönne dir dann ruhig eine Brause und warte auf das nächste Album… denn dann fahren wir ganz sicher wieder mit… aber dann freistehend!
„Nerven geschädigt“ wirkt in keiner Minute langweilig oder langatmig. Es sind großartige Songs… schnörkellos und reduziert auf das was zählt. Egal ob „Falscher Alarm“ oder „Ganzer Körper brennt“ und „Dies ist nicht meine Welt“ oder „Dienstag Mittag“ oder alle anderen Songs: Sie sind irgendwie alle genau das was in unserem privaten Soundsubwoofersystem immer wieder laufen sollte… mit oder ohne Alexa. Ja klar erinnert der Gesang von Martin Lück tatsächlich in manchem Songs durchaus an Peter Hein von den Fehlfarben. Wie beispielsweise beim Song „Fremder„… was ja an sich auch nix übles ist & bei „Leider ohne dich“ jault auf einmal ein Saxofon. Heloho. Alle Songs sind live eingespielt.
Und wer immer seiner Flegeljahre entstiegen ist… kurze Hosen nur noch im Sommer trägt… wird bei „Ewig Ding“ gerne mitsingen: Ich will nicht hip sein / Fit sein / Ich will nicht stark sein / Gefragt sein / Immer in eurem Sinn / Alles euer ewig Ding.
Und dann erahnt man vielleicht auch warum dieses musikalische Heute so geworden ist… wie es ist! Und will alle Songs von „Nerven Geschädigt “ haben – und zwar nicht nur auf der Sonntagsausgehliste auf deinem Handy in deinem digitalen Spotififfy-Listenmenü.
Tracklist NERVEN GESCHÄDIGT:
Ewig Ding/ Fremder/ Nerven geschädigt/ Seele/ Falscher Alarm/ Ganzer Körper brennt/ Dies ist nicht meine Welt/ Dienstag Mittag/ Komm mal/ Denkst Du an die Zukunft/ Leider ohne Dich/ Ganzes Leben längst vorbei/ Pogo ganz allein
VÖ: 26.April 2019, Tumbleweed Records,
Brausepöter sind:
Martin Lück – Gesang / Orgel / Gitarre
Bernd Hanhardt – Bass /Gesang
Kemper – Schlagzeug
Homepage / Facebook