Westsidekult – Kreftich – 18.02.2012

Es ist Samstag. Heute Abend wollte ich ja eigentlich zum Westsidekult, weil da 2nd District spielen sollten, aber eben nur „sollten“. Die haben nämlich leider abgesagt.

 

Nun überleg ich den ganzen Tag hin und her: „Gehste, gehste nicht – eigentlich biste ja auch erkältet – blaaah“. ALLES HUMBUG! Es geht schließlich nix über Live-Musik! Also Arsch hoch und los.

5Euro sind außerdem ein durchaus bezahlbarer Eintrittspreis und so geht es dann wenig später zusammen mit Tobi per Bus in den Duisburger Süden zu Ralf, einem weiteren Freund von uns. Bei diesem werden dann noch lecker Sandwiches und ein bis zwei kurz zuvor erworbene Bierchen verdrückt, bevor es erneut mit dem Bus drei lächerliche Haltestellen zum Ort des Geschehens geht. Drei Haltestellen, die wir im Nachhinein wohl besser gelaufen wären. Damned. Wir sind keine Minute aus dem Bus und Tobi bemerkt das erschreckend leere Gefühl in seiner Hosentasche. Portemonnaie weg, muss noch im Bus liegen – AHHHH!

Die Call-Center-Menschen der Verkehrsbetriebe sind leider wenig hilfreich und wirken nach kurzer Zeit genervt von uns. Dass Tobi seine Papiere samt Ticket, mit dem er heim und zur Arbeit fahren muss, wirklich dringend benötigt, juckt niemanden. Montag solle er es noch mal versuchen. Naja, da nun auch alles Zetern nichts bringt, beschließen wir, erst einmal hineinzugehen. Ralf ist so unglaublich lieb und hilft uns zunächst mit dem nötigen Kleingeld aus (meine Moneten sind nämlich in guter Gesellschaft von Tobis Ticket ebenfalls unterwegs in Richtung Krefeld). So steigen wir also die Treppen in die Kellerräume des „Alten Mädchengymnasiums“ hinab. Pumuckl und Pipi Langstrumpf kommen mir dabei entgegen. Das passiert auch nicht jeden Tag. Komischer Kleidungsstil Duisburger Punks? Nee, direkt nebenan findet tatsächlich zeitgleich eine Karnevalsveranstaltung statt. Pumuckl beäugt uns mindestens so komisch, wie ich ihn und dann biegen wir glücklicherweise rechtzeitig rechts ab, um auf dem Konzert zu landen. Ich hab meine Flasche Bier noch in der Hand, was hier aber niemanden zu interessieren scheint und so landen wir in einem kleinen Kellergewölbe, das durch drei Säulen unterbrochen ist, wobei sich die dritte Säule auf der kleinen Bühne selbst befindet, die am Ende des Raumes ist. Es ist nicht sonderlich voll. Ralf ist öfters hier und begrüßt entsprechend einige ihm bekannte Gesichter, springt sogar zwischenzeitig einfach spontan als Barkeeper ein. Tobi, verständlicherweise leicht geknickt, drückt mir seine Kameratasche in die Hand mit den Worten: „Du machst heute alle Fotos – kennst die Kamera ja“. Ähh, jaah, okee.

Da ich genug Zeit habe und lang genug rumprobieren kann, meinetwegen. Dann beginnt auch schon die erste Band. Uns wurde Punk-Rock versprochen, und der wird auch abgeliefert. Ich selbst bekomm ganz ehrlich leider nicht sehr viel mit, bin zu sehr mit der Kamera beschäftigt. Direkt vor der Bühne bleibt es leer, so dass ich genug Platz habe, mich beliebig zu positionieren. Lediglich Tobi bewegt sich immer wieder im Beat der Gitarre und wird dabei nur selten von anderen unterstützt. Bald merke ich den noch immer vorhandenen Muskelkater vom Mittwochstraining in Rumpf und Armen…hui ist die Kamera schwer. Beim letzten Song stürmen zwei Typen aus dem Publikum jedes Mal beim Refrain die Bühne und singen lautstark am Mikro mit, die Stimmung an sich ist gut. Dann war’s das auch schon mit der ersten Band und es folgt eine kurze Pause, in der ich meine Arme entspannen kann, bevor die Punkrockband „Kreftich“ aus Dinslaken die Bühne betritt. Ein grinsender blonder Drummer mit Namen Flo gibt mit scheinbar viel Spaß an der Sache den recht schnell treibenden Rhythmus vor. Bassist Lasse und Gitarrist Hagi singen dazu deutsche Texte, von denen ich leider nicht wirklich viel verfolgen kann, unter anderem, weil ich mal wieder mit der Kamera beschäftigt bin. Ich muss mir das Ganze noch mal genauer auf Platte anhören. Jedenfalls machen mir die Jungs Laune. Hagi bemerkt bald, dass er seinen Bassisten gar nicht sehen kann, der schon erwähnten Säule sei Dank. Egal, es klappt trotzdem alles. Endlich kommen auch ein paar mehr Menschen in Bewegung und zeitweise entsteht tatsächlich Pogo vor der Bühne, so dass ich etwas Angst um Tobis Schatz bekomme und die Kamera erstmal wegpacke. Rausgeholt wird sie dann wieder, als ein Song zusammen mit dem Sänger der ersten Band performt wird, denn nun kommt der Penisbär zum Einsatz (der, wenn man ihn auf eine bestimmt Weise „verdreht“, erstaunliche Ähnlichkeit mit ALF hat…aber dies nur am Rande). Ich habe vergessen, welche Rolle dieses Ding genau spielte, aber amüsant war es und der Penisbär ist für den Rest des Abends eine Art Maskottchen. Nach Forderungen des Publikums gibt es ganz am Ende noch eine Zugabe in Form einer A Cappella-Version  von „Mein bester Freund“ von Die Prinzen. Einige singen erschreckend gut und textsicher mit und dann ist endgültig Ende. Ich erstehe noch zwei Buttons. Tobi, der im Laufe des Abends doch noch mächtig Spaß zu haben schien, holt sich direkt zwei CDs. Anschließend lassen wir den Abend ausklingen, trinken noch das ein oder andere Bier für echt faire Preise und tanzen zu den Ramones und Co., welche uns aus den Boxen entgegen schallen.

Irgendwann sitze ich müde, aber lächelnd auf einem etwas ranzigen Sofa am Rande des Raumes. Tobi singt und tanzt mit einem Mikro in der Hand auf der Bühne, Ralf davor.

Ein insgesamt doch sehr gelungener Abend.

Kreftich live

bericht von miriam rath

www.kreftich.de/