Der 6. März 2012 war schon seit Bekanntgebung der neuen Tour rot im Kalender markiert, trotzdem hatte ich an besagtem Tag wenig Lust auf ein Konzert, vor allem nicht auf Deichkind. Ob das am Abiturstress lag oder daran, dass ich die Deichkinder zuletzt vor 2 Jahren gesehen habe, weiß ich nicht.
Um etwa 18 Uhr war ich mit einer Freundin schon an der Jahrhunderthalle und haben auf eine weitere Freundin gewartet, bis um 5 vor 19 Uhr blieben wir dann erst einmal im Auto sitzen. Da an der Jahrhunderthalle anscheinend die Leute nicht kapieren, dass es mehr Schleusen gibt und sich deswegen zwei ziemlich lange Schlangen gebildet haben, liefen wir am Rand vorbei und stellten uns an eine andere Schleuse, bei der wir auch sofort reinkamen. Dann erst einmal auf die Toilette und hoch in die Halle und sich gute Plätze in der 6. Reihe mittig gesichert, dann hieß es warten. Was mich ein wenig glücklicher machte, war der weiße Vorhang, was mich wissen ließ, dass es keine Vorband geben würde! Um die Wartezeit etwas erträglicher zu machen liefen dort Musikvideos bis 15 nach 20 Uhr. Dann wurde es dunkler, es kam ein letzter Clip, diesmal von Deichkind, adé alte Show.
„Ein Hoch auch die internationale Getränkequalität“-Rufe wurden lauter. Durch den Vorhand konnte man kurzzeitig Umrisse erkennen, da immer nur kurz manche Stellen mit Licht beschienen wurden, die Vorfreude stieg von -100 auf komplett ausrasten! Wo die Deichkinder standen, begannen rote Dreiecke zu leuchten, dann war wieder alles dunkel. Zum Beat wurde geklatscht und der Vorhang wurde langsam zur Seite geschoben, mittig stand ein Deichkind, die Pyramide und das Dreieck leuchteten in verschiedenen Farben, die Spannung, ebenso wie die Vorfreude war deutlich zu spüren, schließlich lag das letzte Deichkind Konzert in Frankfurt über 2 Jahre zurück!
Eröffnet wurde das ganze Fest mit 99 Bierkanister und das ganze Publikum sprang, weshalb ich auch schon nach gefühlten 10 Sekunden von oben bis unten voller Bier war. Was mich überraschte war, dass das Publikum sich schon direkt beim ersten Lied hinsetzten sollte, aber gerne, wieso nicht. Ich freute mich mit einer Bekanntschaft, die man eben so vor den Konzerten macht, tierisch über alles. Danach doch die Ernüchterung, hinter mir stand ein circa 5 Jahre jüngeres Mädchen, das anscheinend das erste Mal auf einem Konzert war und keine Ahnung hatte, zum Glück war die schnell weg, ansonsten hätte ich für nichts garantieren können.
Direkt im Anschluss kam dann das gleichnamige Lied zum Album und der Tour – Befehl von ganz unten, ich freute mich einen Ast, doch schon nach dem zweiten Lied durchspringen, merkte ich, dass ich für alt für so was werde, denn ich war schon recht erschöpft, mhhh.
Weiter ging es mit Dicker Bauch, hier gibt es nichts weiter zu sagen, denn bis dahin konnte ich durch das ganze Toben innerhalb der Masse nichts von der Bühne sehen, schade, ich will gar nicht wissen, was ich mich da sehenswertes entgehen lassen habe.
Doch schon beim nächsten Lied war die Bühne wieder vergessen und es wurde Hovercraft gespielt, dabei geht’s für eines der Deichkinder im Schlauchboot über das Publikum, der Anblick macht mich irgendwie immer glücklich.
Klitschnass vor Bier und Schweiß beschloss ich nicht das ganze Konzert in der Mitte zu bleiben, also suchte ich mit einer Freundin bei Bück dich hoch den Weg zur Seite, dort angekommen war das Lied auch schon vorbei, da es einer der Lieder ist, die ich weniger mag, war das allerdings nicht so tragisch. Zudem hatte ich endlich die perfekte Sicht auf die Bühne und war begeistert, anders als die alte Show (ja, ich trauer ihr doch etwas her) und doch zugleich so genial! Da standen quadratische Teile rum, die sich bewegt haben und die neuen Outfits sind auch sehr schnieke. Egolution verlief verhältnismäßig normal ab.
Als nächstes wurde Partnerlook performt, passend dazu natürlich immer zwei Deichkinder, da wurde, wie immer keine Grenzen gesetzt, zu Beginn waren es zwei oben ohne mit roten Flügeln, die blieben dann auch erst mal auf der Bühne, der Rest lief Laufstegmäßig ab, wobei keine Grenzen gesetzt wurden, nicht mal bei blonden Perücken. Bei 23 Dohlen waren dann wieder dieselben Vögel auf der Bühne, wie auch schon bei den alten Shows, nur, dass dieses Mal dabei keiner an der Decke hängt. Dafür gingen alle Hände bei „hoch“ hoch, mega Anblick, auch wenn an der Seite wenige mitgemacht haben, wir hatten nicht nur viel Platz, sondern konnten auch das tun, was wir wollten. Und dann kamen da doch wieder diese Regenschirme, ahhhh, wie habe ich mich drüber gefreut – Papillion! Die Freundin, übrigens das erste Mal bei einem Deichkind Konzert, sagte nach kurzer Zeit, dass sie sich gerade vorstellt, wie die Männer das irgendwo zusammen ohne Musik proben – Kopfkino, danke und das Grinsen wurde noch breiter. Die Choreographie wurde verändert und auch das Tempo, was mir sehr gut gefallen hat, irgendwie hatte das Lied dadurch etwas verträumtes, schön!
Die weißen Blöcke bewegten sich und bildeten eine Art Leinwand – leider geil und ich konnte mal entspannen, denn viel passierte auf der Bühne nicht.
Die Blöcke bewegten sich wieder und weiter ging es mit Pferd aus Glas beim Refrain hielten dann alle ihr Bier hoch, nicht lecker.
Typisch Deichkind war dann wieder die Aktion beim nächsten Lied – Herz aus Hack, schon beim Durchhören des Albums war ich mir aus gewissen Gründen nicht sicher, ob ich das Lied mag und hier merkte ich auch, dass ich froh war, nicht in der ersten Reihen gestanden zu haben, denn es wurde mal wieder was verteilt, hier eben Hackschnitten.
Der Vorhang schloss sich wieder und Luftbahn wurde von Ferris performt, da kann man schon mal die Tränen wegdrücken, vor allem sang das Publikum lauthals mit, das ich am ganzen Körper Gänsehaut hatte. Bei Der Mond hatte ich wieder ein Dauergrinsen, Deichkind tanzt synchron, etwas ungewohnt, trotzdem habe ich mich sehr drüber gefreut, also nicht nur über die Tanzeinlage.
Der Strahl und Illegale Fans lief wieder ohne weitere Ereignisse, wobei ich mich ganz ganz ganz ganz besonders über Illegale Fans gefreut habe, danach war ich auch erst Mal froh, dass die Deichkinder die Bühne verließen und ich eine kurze Verschnaufpause hatte, es war ja klar, dass es weiter geht. Der Vorhang wurde zugezogen und nach langen Zugabe Rufen fing dann auch endlich das Intro von Arbeit nervt an, dabei musste ich unmittelbar an den Auftritt vom Hurricane 2010 denken, bei dem der Vorhang noch runterfiel und dann auch noch direkt auf eines der Deichkinder, leider war das hier ja ausgeschlossen, trotzdem konnte ich mir mein Grinsen mal wieder nicht verkneifen. Abgesehen davon, dass die Deichkinder auf unterschiedlich hohen Blöcken standen, hat sich an der Performance nichts geändert, und ich habe mal wieder gemerkt, wie sehr ich diese verdammten Pyramiden mag!
Ohne großen Übergang ging es direkt zu Krieg über, wieder ein Lied auf das ich mich ungemein gefreut habe, Ferris und Philipp nahmen ihren Platz ganz vorne mittig auf der Bühne auf und wieder standen zwei weitere Deichkinder links und rechts auf der Bühne und spritzten mit Wasserpistolen ins Publikum. Immer noch dieselbe Show? Nein, die Lichtshow hat sich ums tausende verbessert! Auf die Frage, wer die Band ist, die die Party rockt, gab es in dem Moment nur eine Antwort – Deichkind, natürlich! Dabei zeigte sich das Publikum wieder von seiner besten Seite, doch bei Bon Voyage dann die Ernüchterung, kaum Textsicherheit in meinem Umkreis und teilweise wurde ich dann auch noch schräg angeguckt, aber hauptsache ich hatte Spaß.
Es wurde mit Herz aus Hack zwar schon ein Special Song vom neuen Album gespielt, doch umso mehr habe ich mich über Roll das Fass rein gefreut, die Freundin bemerkte meine Freude und meinte darauf nur lachend: „Niniane, guck mal, da kommt das Fass!“ Ja und das Fass, das übrigens nicht nur mega groß war, sondern auch noch vier Deichkinder beinhaltete, rollte dann direkt an unseren Nasen vorbei, vor lachen konnten wir uns nicht mehr halten, geschweige denn mitsingen. Mit dem Fass ging es dann Richtung Bühnengraben, und dann auf die Bühne. Kaum stand das Fass auf der Bühne, sollten wir uns vor dem Fass niederknien, der Boden voller Bier war zwar leicht ekelhaft, aber da jeder andere auch voller Bier war, machte das kleine bisschen mehr dann wohl auch kein Unterschied. Auf mein persönliches Hurricane Lied habe ich mich ganz besonders gefreut und im Gegensatz zu bei Herz aus Hack bereute ich es in dem Fall nicht in der ersten Reihe zu stehen, denn es gibt nicht viele Bands, die durch Schläuche Vodka ins Publikum und vor allem in die Münder spritzten. Die übliche Unterbrechung für The Power of Love kam, es ging nach kurzer Unterbrechung weiter mit Hört ihr die Signale und direkt im Anschluss das Prost, wie gerne wäre ich doch in dem Moment gerne in der ersten Reihe gewesen. Mit Limit wurde dann einer der ganzen alten Songs gespielt, ein kurzer Blick auf die Uhr sagte mir, dass schon über zwei Stunden vergangen waren und doch war das Limit noch lange nicht erreicht, denn der komplette Abriss sollte wie immer erst bei Remmidemmi stattfinden, was nach kurzem Verlassen der Bühne der Deichkinder gespielt wurde. Die Hüpfburg, die eigentlich auf der Bühne steht, landete schon nach kurzer Zeit im Publikum, ein Deichkind warf mit Federn um sich, während er in einem größeren Schlauchboot über die Menge surfte. Danach war der ganze Spaß auch schon zu ende. Mir war kam nur ein Gedanke „Du hast deine Karte für den Ring, scheiß auf das mündliche Abi, egal wann du deine Prüfungen hast, du fährst verdammt noch mal hin!“
Mein letzter Eindruck des Abends war: die Deichkinder sind doch noch irgendwie einigermaßen erwachsen geworden.
Wer noch nie auf einem Deichkind Konzert war, hat die Band mit der besten Bühnenshow verpasst, und sollte das dringend nachholen!
Von Niniane Metzner