Broilers – Noir (Deluxe Version inkl. DVD)

Das von Vielen lang ersehnte Broilers Album „Noir“ ist nun da. Und die Frage, die sich wohl dieses Mal stärker als jemals zuvor stellt ist: Sind das noch die Broilers oder hält hier der Kommerz schon Einzug. In jedem Fall sind die Broilers kein One Hit Wonder sondern eine Band, die die letzten 20 Jahre hart gearbeitet hat und nun sicherlich verdient den Erfolg einfährt. Daher Steigt „Noir“ verdient auf Platz 1 der deutschen Charts ein.

Vor mir liegt nun die limitierte Deluxe Digipack Version des neuen Albums mit einem „Making of“ und einer Doku zum Konzert in der Phillipshalle auf DVD. Es gibt aber noch mehr Formate: Limiertes Vinyl, Standard CD im Jewel Case und Deluxe Box mit Bierdeckel, Deluxe Digipack, Patch, Jutebeutel, Halstuch, Blechschild, Aufkleber, Autogerammkarte, Poster und – Trommelwirbel – ein Stück des Backdrops der Santa Muerte Tour.

Erneut wurde das Album in den Principal Studios im Münsterland von Vincent Sorg produziert. Mit ihm arbeiteten die Broilers bereits beim 2011 veröffentlichten „Santa Muerte“ Album zusammen.

Also ausgepackt und reingehört:

Das Album startet direkt auf 100 mit dem als Video vorgeschossenen „Ist da jemand“. Es erinnert stimmungsmäßig an „Verdammte Stille“ vom „Santa Muerte“ Album und überzeugt mit gewaltigem, stadiontauglichem Sound. Damit ist die Richtung schonmal vorgegeben. Die Broilers wollen hoch hinaus. Und da sind sie auf dem besten Weg. „Zurück in schwarz“ könnte als der Titelsong der Platte bezeichnet werden. Dieser trägt nicht nur die Handschrift der Broilers, sondern auch von Vincent Sorg. Denn irgendwie erinnert das Songwriting in der Strophe an Die Toten Hosen und sogar die Stimme lässt kurz den Campino durchscheinen.  Aber spätestens der Chorus hebt auch diesen Song wieder auf Stadion Niveau zu einem lupenreinen Broilers Song. Und wo man doch gerade bei dem Thema „schwarz“ ist, darf man auch gerne die Rolling Stones zitieren.

„Wo es hingeht“ ist eine leicht offbeatlastige  Popnummer. Der Song klingt etwas aufgesetzt und konstruiert und wir mit einfachen Bläsersätzen untermalt. Den Song hätte ich nicht unbedingt mit den Broilers in Zusammenhang gebracht.

„Nur nach vorne gehen“ erinnert mit dem Delay Effekt auf dem Gitarrenintro an den Song „An Tagen wie diesen“ des neuen Hosen Albums. Und auch „Ich brenn'“ der eher die Alternative Pop Disko Attitüde bedient, benutzt diesen Effekt. Auch hier erhärtet sich das Gefühl, dass sich unter Umständen der Produzent etwas mehr in das Album eingemischt hat.

„Wo bist du“ ist eine gefühlvolle Ballade, die primär mit der Westerngitarre untermalt wird. Und mit „Nanana“ ist der Bogen wieder zu den Punkrockwurzeln gespannt. Dazu ein schöner tragender Singalong der zwar  nicht an „Seven Nation Army“ von den „White Stripes“ ranreicht, aber live sicherlich gut funktionieren wird.

Offbeats werden auf dem Album Noir nur sehr sparsam eingesetzt. Zum Beispiel aber beim Song „Irgendwo dazwischen“. Bei diesem Song freu ich mich schon auf die Festival Open Air Saison. Dazu noch eine Schunkelnummer im Midtempo 6/8 Takt: „Das da oben“. Perfekt.

Und während die ganze Platte, gerade auch nach dem Schauen der DVD, wie ein Soundtrack zum Broilers Lebenswerk erscheint so hakt  „Gutes Leben“ abschließend genau da ein und rundet alles perfekt ab. Eine schöne Nummer mit gute Laune und einem nach vorne gerichteten Blick.

Nun habe ich das Album etwa zwei oder drei mal gehört und muss sagen, dass mir die lyrischen und bildhaften Texte neben der Broilers Melancholie mit leichtem Hang zur Theatralik positiv auffallen. Auf jeden Fall ist die Platte aber abwechslungsreich, poppiger und glatter mit deutlich weniger Ska Einflüssen als die Santa Muerte. Damit dürften alte Fans sicherlich ihre Anlaufschwierigkeiten haben. Dafür wird viele neue Fans gewinnen können. Leider kommt die Handschrift von Vincent Sorg für meinen Geschmack zu stark durch. Nichts desto Trotz ist es ein Broilers Album, das authentisch wirkt und erneut auf die starke Entwicklung der Band in den letzten Jahren einen oben draufsetzt.

Die DVD:

Die DVD enthält ein 56-minütiges Making of zur Platte Noir, sowie die 13-minütige Diplomarbeit von Samy Amara mit dem Titel „Irgendwann einmal“.

Making of „Noir“ – 56 Minuten

Die Studiodoku ist ein Zusammenschnitt aus einem Jahr Produktionszeit der Platte Noir. Man erhält interssante Einblicke in die Studioarbeit, aber auch wie das Songwriting der Broilers funktioniert. Ausserdem erfährt man, wie die Band als frischgebackene Berufsmusiker zu Kommerz stehen und was es mit dem „Brauen Ton“ auf sich hat.

Nach der Doku wirkt das Album wie ein Soundtrack zu dem Broilers

„Irgendwann einmal“ – 13 Minuten (Samys Diplom Arbeit)

„Irgendwann einmal“ erzählt von der Erfüllung eines Traumes der Band: Nämlich dem Konzert in der Phillipshalle – das Tourfinale der Santa Muerte Tour. -Eingeleitet durch einige Videoschnipsel aus den Broilers Anfängen. Besonders schön finde ich persönlich, dass sie auch gerne Gin Tonic mit Hendrick’s und Gurke trinken. Also ich kann das Zeug nicht leiden, aber meine Bandkollegen zelebrieren das ähnlich. Sehr sympathisch. 🙂

Tracklist:

  1. Ist Da Jemand?
  2. Zurück In Schwarz
  3. Wo Es Hingeht
  4. Nur Nach Vorne Gehen
  5. Ich Hol‘ Dich Da Raus
  6. Die Hoffnung Stirbt Nie
  7. Wo bist du (du fehlst)
  8. Ich Brenn‘
  9. Nanana (Ich Krieg‘ Das Hin)
  10. Ich Will Hier Nicht Sein
  11. Die Letzten (An Der Bar)
  12. Grau, Grau, Grau
  13. Der Rest Und Ich
  14. Irgendwo Dazwischen
  15. Das Da Oben (Nur In Dir)
  16. Gutes Leben