20 Fragen & 1 X an eine 20-jährige Band

Sie sind vielleicht die unbekannteste 20-jährige Band Düsseldorfs! Vielleicht sogar auch die faulste.

Es fing 1997 mit Max und Robert an… dann kamen nach und nach die anderen vier dazu: Moritz & Benna & Julia & Kai. Seitdem spielen sie immer in dieser Besetzung. Hatten nie Abgänge bzw. Umbesetzungen. Auch das findet man recht selten bei einer Band. Sie treten regelmäßig… aber nicht zu oft live auf. Sie haben nie wirklich eine fette Studio-CD gemacht. Doch eigentlich fing alles schon viel viel früher an. Denn sie hatten bereits einen riesen Hit bevor sie überhaupt eine Band waren.

All dies und noch viel mehr haben wir in unserem großen Interview mit dieser 20-jährigen Band näher ergründet und sie dazu befragt. Hier unsere 20 Fragen & 1 X an die Band… die sich “Hanf im Glück” nennt und im November ihr 20-jährige Bandjubiläum feiert.

1. Hallo Hanf im Glück. Wer von euch ist denn der Märchenonkel oder gar die Märchentante? Gebt es ruhig zu… ihr habt doch euren Bandnamen aus einem Märchen geklaut?
Das stimmt, Märchen haben schon lange eine Rolle in der Bandgeschichte gespielt. Nach einem sehr langen Abend hat uns der gestiefelte Kater diesen Namen damals spontan in den Kopf getreten.

2. Wäre es nicht besser gewesen der Kater hätte an den Bandnamen noch den Buchstaben”s” getreten? Die Kurzform wäre dann mundgerechter auszusprechen als HiG. HiGs kling doch klar besser. Was habt ihr für eine Entschuldigung dafür?
Wir hatten alternativ überlegt uns „Halo i Bims 1 Glücks“ zu nennen, konnten uns dann aber nicht mit dem Plural-S in „Glücks“ anfreunden. Aber ohne Flachs, die Kurzform des Namens entstand erst deutlich später, im Prinzip zusammen mit den ersten Merchandise-Artikeln und unserer Website www.hig.rocks.

3. Ihr sagt über eure Musik… ihr spielt “Nu-Straight-Melodic-Rock und Fun-Punk-Folk-Funk”? Echt jetzt? Klar “Nu-Straight-Melodic-Rock” kennt ja jeder… doch was ist “Fun-Punk-Folk-Funk”? Und wo besteht da der Unterschied zu Fun-Punk?
In all den Jahren hat sich unser Stil schon sehr gewandelt. Trotzdem lieben wir viele alte Songs bis heute, dadurch lässt sich der Stil schwer eingrenzen. Und seitdem Kai mit dem Keyboard unseren Sound bereichert, sind wir noch unberechenbarer geworden. Fun-Punk drückt einfach nicht die genre-mäßigen Unterschiede aus, mit denen wir so gerne angeben.

4. Julia… hat Frau es in der Band sehr schwer so als einziges Mädel unter 5 Rabauken?
Wahrscheinlich nicht schwerer, als die Rabauken mit mir. Ich kann mich schon ganz gut durchsetzen, zumindest geben sie mir meistens das Gefühl. Frech sind eigentlich nur der Moritz, der Kai und der Max. Robert und Benna sind meist nur unflätig. Man bekommt fast zu ehrliche Antworten und das ist herrlich und schrecklich zugleich.

5. Woher kommen die Ideen für eure Song-Texte? Wie lasst ihr euch inspirieren?

Das ist ganz unterschiedlich. Meistens sind es schon persönliche Erfahrungen, die wir wiedergeben, allerdings oftmals nicht so direkt. Wir versuchen gerne, den Texten einen gewissen Interpretationsspielraum zu erhalten. Je nach Stimmung und Hörer kann ein Text dann unter Umständen etwas anderes bedeuteten. Und im besten Fall denjenigen, der ihn hört, genauso berühren wie den, der ihn geschrieben hat.

Manchmal ist es beim Schreiben aber auch ganz anders; Bei „Hinter feindlichen Linien“ stand zuerst der Titel und es ging dann darum, was man sich darunter vorstellt, was man damit in Verbindung bringt – auch das natürlich ganz persönlich. Bei anderen Liedern existiert vielleicht zuerst die Idee, auf welche Art und Weise eine Geschichte erzählt werden soll; und die Geschichte entsteht erst aus dieser Idee.

6. Warum sing ihr überwiegend deutsche Texte? Ist eurer Englisch zu “old school”?
Im Deutschen haben wir als Muttersprachler viel mehr Möglichkeiten uns auszudrücken, zum Beispiel was die Doppeldeutigkeit angeht. Um nochmal auf die erste Frage zurückzu-kommen: In unserem Lied „Das Märchen vom Schweinehirten“ benutzen wir Phrasen aus deutschen Märchen, um die Geschichte zu erzählen. Da würde es uns schwer fallen, diese beiden Ebenen so darzustellen, wie wir das möchten. Manche Ausdrücke sind schwer ins Englische zu übertragen. Oder gibt es eine gute Übersetzung für „Knüppel aus dem Sack“?
Vielleicht “Bat out the bag”? Aber das klingt doof… außerdem glauben dann alle ihr würdet Meat Loaf covern! 

7. Sicher habt ihr alle neben der Band einen “richtigen” Beruf. Habt ihr denn auch in eurem Berufsleben mit Musik zu tun?
Der Benna hat als Veranstaltungstechniker bei Merz Concept natürlich auch beruflich viel mit Musik zu tun. Als technischer Partner vom Haus der Jugend, dem Akki oder als PA-Zulieferer für das Golzheimfest wird hier die Düsseldorfer Musikszene durch faire Preise supported. Und falls uns als Band mal ein Mikro oder ein Kabel fehlt, wissen wir auch, wo wir es “kostengünstig” leihen können. So gesehen haben wir dann alle was davon.

8. Euch gibt es dieses Jahr 20 Jahre. Warum?
Eine Mischung aus Freundschaft, Faulheit und Liebe zur Musik in dieser Reihenfolge.

9. Wie kommt es… dass es bei euch keine Umbesetzungen in all den Jahren gab. Das ist ja doch recht selten im hektischen Bandleben-Kosmos.
Wir kennen uns ja schon länger als 20 Jahre, teilweise aus der Krabbelgruppe. So viele Ambitionen kann man ja gar nicht haben, um da den Blick für das Wesentliche zu verlieren. Die Band ist dicker als Wasser!

10. Wie ist das eigentlich… wenn man sich bereits seit der Kinderzeit kennt? Warum wurdet ihr euch nie über? Macht zum Beispiel jeder für sich auch bei anderen Bands mit? Viele Düsseldorfer Musiker spielen ja in mehren Bands.
Wie gesagt: Die Band ist dicker als Wasser! Klar, geht man sich mal auf den Geist. Einige von uns haben zur Abwechslung sehr gerne mal beim “Cover Me Bad” teilgenommen und Julia ist regelmäßig mit Fräulein Engstfeld*, einem Vocal Ensemble unterwegs.
(*Anmerkung vom Interviewer: Die 3 Fräulein Engstfeld sind so etwas wie die swingenden Andrew Sister von Düsseldorf.) 

11. Wie seht ihr die Düsseldorfer Musikszene? Hat sich in den 20 Jahren viel verändert? Ist evtl. heute alles besser als früher? Gibt es eine neue Vielfalt? Ist die lokale Kunstszene (nach den berühmten Ratinger Hof-Jahren) wieder im Dornröschenschlaf oder daraus erwacht?
Wir bekommen schon viele neue Bands, neue Releases mit, es scheint also Möglichkeiten zu geben. Früher war es unserer Erfahrung nach allerdings einfacher, mit den Gigs zumindest die Kosten reinzuholen. Man erlebt zum Beispiel ‘Pay to Play’ oder sonstige Kosten, um die wir uns früher als Band keine Gedanken zu machen brauchten. Was die Vielfalt angeht, sind uns in den letzten Jahren aber besonders Akustik-Combos und Unplugged Konzerte positiv aufgefallen.

12. Wo seht ihr euch in der Szene? Wo seht ihr euch als Band in 20 Jahren?
Obwohl wir in den letzten Jahren eher selten gespielt haben, freuen wir uns über jeden der uns in der Altstadt wiedererkennt und das gilt auch in 20 Jahren.

13. Doch zurück zu euren frühen Bandjahren. In all den Jahren sah man euch gar nicht mal so häufig auf Konzerten. Einerseits habt ihr auf größeren Festival wie Open Source gespielt… anderseits gab es aber auch öfters (größere) Konzertpausen. Seit ihr die faulste 20-jährige Band Düsseldorfs?
Ja.
Hach… wir lieben diese kurzen aber ehrlichen Antworten!

14. Auch gab es von euch keine alle 2 Jahre eine neue Platte. Warum eigentlich nicht? Warum gibt es in all den Jahren so wenig Musikträger von euch? Ich glaube ihr habt lediglich nur eine Demo-CD gemacht.
Also wir möchten doch bitten: Die frühen Werke „Full Hack“ (1998) und „Nicht zu verlieren, nichts gewonnen“ (2001) waren ein voller Erfolg und mit einer Auflage von 50 Stück sofort vergriffen. Wir haben danach immer mal Demos gemacht, diese aber nur zu Promotions-zwecken verwendet. Und es zeigte sich, dass Veröffentlichungen im Internet einfach schneller, mehr Leute erreichen. Alben sind eine Herzensangelegenheit und brauchen schon mal 20-30 Jahre Vorbereitungszeit. Seid gespannt!

15. Ihr seid… so haben wir recherchiert… im Kinderchor Moskito gewesen und habt den Toten Hosen Song “Wünsch Dir Was” mit eingesungen. Dafür haben die Toten Hosen eine “Goldene Schallplatte” bekommen. Ihr auch?
Ja, die hängt bei Julias Mutter im Musikkeller, wo wir unsere musikalische Früherziehung genießen durften und wo später auch die Bandgeschichte ihren Anfang nahm. Kennt Ihr zufällig einen Goldene-Schallplatten-Restaurator?
Leider nein… aber wir können doch gleich hier einen Aufruf starten: An alle… die einen Goldene-Schallplatten-Restaurator (G-S-R) kennen… oder jemanden kennen der einen G-S-R kennt…möge sich bitte bei HiG melden! Vielleicht könnte auch jemand bei den Toten Hosen nachfragen! Die wissen das bestimmt!

16. Aber das mit der Goldenen ist schon irre! Wieso seit ihr später nie mal bei den Hosen-Konzerten als Vorgruppe aufgetreten? Immerhin verdanken die Hosen doch nur euch… dass aus “Wünsch Dir Was” ein Hit wurde! Wissen die eigentlich von “Hanf im Glück” und wer ihr seid?
Verdanken tun sie uns das nicht, es war aber aber trotzdem eine schöne Geschichte. Damals holte uns Wölli noch mit dem VW Bus vom Bahnhof ab, wir waren 12 Kinder, 8-10 Jahre alt. Im Studio gab es frei Cola und frei Puddingteilchen. Dann brachte uns Kuddel auf einem großen Teppich in einem noch größeren Raum die verschiedenen Stimmen bei. Campino war auch da. Später gab’s noch Aufnäher, Autogrammkarten und die Kauf mich auf MC und CD. War damals wirklich ne tolle Erfahrung. Aber als Vorband wären die Toten Hosen sogar für uns zu alt?

17. Die RP schrieb über euch von “Schlummernde Genies”. Ihr habt in Mettmann bei einen Rock-Nachwuchswettbewerb den 1. Platz gemacht. Ihr seit beim City Beats im Finale gewesen. Was haltet ihr von solchen Wettbewerbe? Bringen die was und wie ging es bei euch dann weiter? Gab es keine Angebote von den großen Plattenfirmen oder warum wollte kein gewichtiger Produzenten mit euch ein Album machen?

Solche Contests haben uns auch etwas gebracht. Gerade für junge Bands bieten sie Möglichkeiten, sich zu vernetzten und außerhalb seiner eigenen Fanblase bekannter zu werden. Außerdem hat es uns immer angestachelt, gut zu sein und das bringt immer weiter. Leider ist uns zu Ohren gekommen, dass es immer weniger solcher Contests gibt und dass auch die Bewerbungen zurückgehen. Ob es sich kommerziell lohnt, ist also fraglich.
Wir machen das für Spaß, deshalb nehmen wir auch mal einen finanziellen Verlust in Kauf, wenn dafür die Freude stimmt. Und nie alle von uns gleichzeitig den Bock auf den Tourbus hatten, hat es sich für uns einfach im Laufe der Zeit zum liebenswerten Hobby entwickelt, (bei dem noch kommen kann was will).

18. Wo & wann war er aus geträumt… der Traum von der großen Musikerkarriere mit dem Welt-Hit? Dabei hätte doch so ein Hit für euch persönlich nach “Wünsch Dir Was” der zweite sein können. Jetzt seit ihr nur so ein paar One-Hit-Wonder-Musiker und kaum jemand weiß das.
Es passiert ja viel im Leben, doch der Tag an dem wir zu träumen aufhören kommt hoffentlich nie. Wer weiß, was noch kommt. Wir werden sicher auch in Zukunft Musik machen, und wenn man sich anschaut was alles so zum Hit wird… wir werden sehen.

19. Zwanzig Jahre “Hanf im Glück”. Da erlebt man doch so manches. Lustiges und auch nicht gar so Lustiges. Was ist euch denn so alles passiert? Plaudert doch mal aus dem Nähkästchen.
Wir mussten 800 Euro Banddeckel im People nachzahlen. An den Rest können wir uns leider nicht erinnern. Ansonsten verfügen wir natürlich über die üblichen Bandgeschichten a la „Durch die Regenrinne in den Proberaum“ oder „Die fremde Frau im Wohnzimmer“, die jetzt leider den Rahmen sprengen würden.

20. Zum Abschluss habt ihr jetzt Gelegenheit uns schon mal etwas neugierig machen. Erzählt doch mal… was ihr so alles zu eurem 20-jährigen Bandjubiläum plant.
Wir haben zwei exklusive Konzerte in Europa geplant, beide glücklicherweise in Düsseldorf!

Am 22.9. verzaubern wir die Leute im Zakk mit der HIGstory, den Höhen und …Höhen unserer Bandkarriere. Hier gibt’s unsere besten Schlager aus 20 Jahren Freundschaft, Faulheit und Liebe zur Musik. Vorverkaufskarten sind im Zakk zu bekommen. Weil wir aber diesmal nicht faul sein wollen, gibt es einen knappen Monat später am 21.10. im Tube die HIG und Freunde Party, bei der uns liebe Freunde und langjährige Weggefährten auf der Bühne die Instrumente halten. Die Anheizer an diesem Abend machen die feinen Herren von den Moneymakers, die uns schon viele Jahre begleiten und erst kürzlich auf der Rheinkirmes in der Schumacher Scheune wieder auf ganzer Linie überzeugt haben. In erster Linie freuen wir uns neben neuen HiG-Freunden auf ganz viele bekannte Gesichter, die mit uns, UNS, diese Stadt und eine gute Zeit feiern!

Wenn alles klappt, gibt es pünktlich zur Tournee auf unserer Homepage http://hig.rocks und auf unserer Facebookseite heiße Textiloberbekleidung zu bestellen.
Oh! Da freuen wir uns aber mächtig auf die neuen “HiCKS” T-Shirts 🙂

X) Als Bonus-Werbeleistung von uns… könnt ihr jetzt hier gerne noch alles los werden was immer ihr schon immer los werden wolltet – egal ob in “S” oder “M” oder “L” oder “XL” oder “XXL”. Nur bitte nicht in “S-XXL”… weil dafür haben wir keine Schrifttype für.
Komm mit! Mach mit! Wir wissen ganz genau, Du kannst das! Gucks an! Machs nach! Du machst das heute mal ganz anders!

 

Und wir wünschen euch eine mega fette Party zum 20-jährigen & weitere glückliche Zeiten. Und endlich wieder ein neues Album von euch… mit neuen Songs… auf dem vor allem unbedingt eurer fantastischer Song “Rad der Zeit” mit drauf ist… ihr faulen – jetzt nicht mehr jetzt ganz so – Unbekannten.

Hanf im Glück sind:
Max Conradi – voc / Julia Engstfeld – voc, guit / Moritz Penning – lead-guit /
Kai Ries – piano / Benjamin Pehle – bass / Robert Weiss – drums

Video “Rad der Zeit”

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