“Ich hab gesagt ich geh nicht von der Bühne, also geh ich auch nicht!” – 5Bugs (+ Broadway Killers) – KuFa Krefeld, 12.4.12

Ich bin müde, platt, die Arbeit war anstrengend und so richtig will die Konzertvorfreude noch nicht auflodern. Aber immerhin hab ich es heute nicht weit. Wenn ich das Auto nicht noch umstellen müsste, ich könnte von der Arbeit aus die 50m Luftline zur Kulturfabrik auch rüberstolpern. Der kurze Weg hat den Nachteil, dass ich bereits 2 1/2 Stunden vor Einlass da bin. Macht aber auch nix. Ich esse genüsslich meinen Aldisalat, die Sonne scheint und mein Auto spendet mir Musik. Dann trifft auch schon Sabrina ein – immernoch viel zu früh – aber so können wir uns wenigstens ein Bierchen erlauben, das die Gute mitgebracht hat. Gegen 19.30Uhr geht es dann endlich in die Kulturfabrik oder kurz KuFa. Die Bugs spielen heute erstmalig in Krefeld und es geht nicht in den großen Saal, der einigen eher von Konzerten bekannt ist, sondern in den kleinen Raum nebenan. Es füllt sich nur langsam, aber wir haben bereits neue nette Menschen kennen gelernt und das ein oder andere bekannte Gesicht auch schon erblickt.

 

Dann kommt eine Freundin und sagt, es gäbe ein Problem: die Vorband hat keinen Übernachtungsplatz mehr, weil derjenige, der die Unterkunft stellen wollte, noch heute abgesagt hat. Jooah – ich gehe vor meinem geistigen Auge meine Bude durch: ich habe nicht aufgeräumt, das dreckige Geschirr steht noch in der Spüle, in meinem Kühlschrank befindet sich NICHTS mehr außer einer halben Melone – kann ich da drei fremde Menschen hineinlassen???

Während ich noch grübel, ob ich drei Gäste in meiner Einzimmerwohnung beherbergen kann, antwortet mein Mund einfach schon, dass ich eine Unterkunft stellen könnte. Kurz darauf mach ich mit Daniel von den 5Bugs ab, dass er mir die Jungs dann nach dem Konzert kurz vorstellt und wir dann ja alles weitere regeln könnten. Ich rufe schnell meine Nachbarin und Freundin “von oben” an und teile ihr mit, dass sie ihre Wohnung heute nacht offen lassen müsste, damit ich bei ihr schlafen kann, weil meine Wohnung anderweitig belegt sei. “Kein Problem” sagt sie glücklicherweise, kennt mich scheinbar schon gut genug, um sich nicht allzu sehr zu wundern und damit steht fest: Ich nehme als Souvenir vom Konzert heute einfach gleich mal die ganze Supportband mit – ist mal was anderes als immer nur  Shirts oder blaue Flecken. Während ich innerlich noch leicht den Kopf schüttel, zieht Sabrina mich vor die Bühne und meint, dann sollten wir uns wenigstens mal anschauen, wer meine Gäste denn überhaupt genau seien.

Und so beginnt das Konzert mit der dänischen Band “Broadway Killers”. Ich stelle erleichtert fest, dass mir die Musik sehr gut gefällt. Im Internet kann man lesen: “the band tries to create simple, authentic rock music, inspired by the energetic and melodic punk music, the attitude of the grunge scene and the sound of the alternative rock” (Quelle: http://broadwaykillers.wordpress.com/)…das beschreibt es vermutlich ganz gut und kommt nicht nur bei mir gut an, sondern auch bei meinen Freunden und den Leuten um uns herum. Es wird zwar nicht wild getanzt, aber die Köpfe nicken mit und das Publikum “ist da”, widmet sich der Band.

 

Nach den Broadway Killers müssen wir nicht allzu lang warten und die 5Bugs aus Berlin betreten die Bühne. Vom ersten Ton an gibt die Band Gas, ich springe dreimal hoch und bleibe dann erstmal wieder verdutzt stehen. Außer Sabrina macht nämlich niemand mit. Was ist denn hier los? Naja, ich hüpfe ein bisl weiter und enscheide mich dann, meinen Schal noch kurz bei Matze am Merch zu hinterlegen, weil zumindest mir doch schon warm wird. Danach springe ich wieder mittig vor die Bühne, wo sich außer uns beiden und drei Mädels, die wir vor dem Konzert kennen gelernt haben, immernoch niemand so richtig bewegen will. Das geht bestimmt die ersten fünf bis sechs Songs so, dann ENDLICH gesellen sich auch die ersten Herren der Schöpfung hinzu und ein kleiner aber feiner Pogokreis entsteht. Draußen sagten vor dem Konzert ein paar Jungs noch “wehe, ich gehe hier nicht mit blauen Flecken raus”. Aber dafür müsst ihr auch was tun! Die gibbet nicht geschenkt. 😉

Chris, seines Zeichens Sänger der Band, kündigt irgendwann den letzten Song an. Dannmeint er , wir sollten uns nix vormachenr: nun käme dieses Ritual mit dem Bühne verlassen und dieses “Zugabe, Zugabe” (wobei Daniel ein “Haut ab” fordert) und sie kämen eh wieder zurück, um weiter zu spielen. Darum sei das Ganze ja eigentlich Quatsch und er könne auch direkt stehen bleiben. Wir sollten uns einfach denken, dass sie hinuntergingen und sie würden sich dafür denken, dass wir “Zugabe” rufen. Daniel erweitert den Plan auf “und dann denkt ihr euch einfach wir würden noch weitere Songs spielen”  worauf Chris meint “genau, und wir denken uns dann wiederum, dass ihr noch Shirts am Merchstand kauft”. Schade irgendwie. Dann wäre das Konzert ja wohl an dieser Stelle beendet.

.Nach dem als “letzter Song” angekündigten Stück wird es dann aber doch wieder dunkel und alle gehen brav von der Bühne. Nur Chris weigert sich. “Ich hab gesagt, ich geh nicht von der Bühne, also geh ich auch nicht!”. Stattdessen stellt er sich zu uns vor die Bühne und fordert zusammen mit dem Publikum seine Bandkollegen zur Rückkehr auf .Ein Glück, dass diese der Forderung auch kurz darauf nachkommen und es noch weitergehen kann. Der Kreis der sich bewegenden Menschen hat sich während des Konzerts kontinuierlich vergrößert und beim irgendwann dann doch „echten“  letzten Song, der wie zuletzt auch immer “Appetite at First Sight” heißt und auch noch zu meinen Lieblingen gehört, gebe ich nochmal alles.

 

Damit ist das Konzert vorbei, ich bin nass geschwitzt und k.o. – der perfekte Zeitpunkt, um sich bei den Broadway Killers vorzustellen und alles weitere abzuklären. Gleichzeitig ist dieser körperliche Zustand immer ein Zeichen, dass doch noch alles super war, auch wenn das Publikum irgendwie etwas schwer in die Gänge kam.

Wir stehen letztendlich noch recht lang in der KuFa rum, da ich ja auf meine Gäste warten muss, erklären Snöt, dass wir nicht mehr feiern gehen, weil Donnerstag sei und alle am nächsten Tag arbeiten müssten und schauen Matze beim Abbauen des Merchstandes zu, der seinem von der Band verpassten Titel “der nackte Matze” wieder alle Ehre macht.

 

Irgendwann kurz  nach Mitternacht fahre ich dann mit der Luftmatratze von Sabrina im Kofferraum und einem Kleinbus mit dänischem Kennzeichen hinter mir nach Hause. Ich schaffe grob Ordnung, die Band richtet sich häuslich ein und wir quatschen Bier trinkend noch bis fast drei Uhr morgens, bevor ich mich nach oben verdrücke. Ich schlafe nicht wirklich, da ist es schon 6Uhr und mein Wecker klingelt. Auf der Arbeit erlange ich noch die Erkenntnis, dass Schlaf nicht wirklich notwendig ist, denn ich kriege den Tag auch so sehr gut rum (mal schauen, vielleicht stelle ich das mit dem Schlafen in Zukunft einfach generell ein…).

Als ich dann wieder nach Hause komme, stelle ich fest, dass die Band glücklicherweise keiner Rockstarattitüde nachgekommen ist. Meine Bude steht noch, die Bierflaschen sind fein säuberlich aufgereiht in meiner Küche platziert, meine LPs sind trotz gegenteiliger Ankündigung noch alle da und ein Poster haben sie mir auch noch da gelassen. Bereits am Vorabend haben sie mir ein Shirt und zwei EPs geschenkt. Völlig unkompliziert und pflegeleicht und zu dem noch sehr nett und sympathisch also, diese Dänen. Ich würde ihnen jedenfalls wieder sofort meine Wohnung überlassen – dann jedoch auch gerne vorher darauf vorbereitet. 😉

(M.R.)

 5Bugs Hompage

Broadway Killers Hompage

Alle Bilder dieses Event sind von djrj