Joey Ramone – …Ya Know?

Totgesagte leben länger? Oder was soll man von diesem zweiten Solo Album des Ramones Frontmanns, dass 11 Jahre nach seinem Tod veröffentlicht wurde,  halten?  Es wurden zwar keine Kosten und Mühen gescheut alte Ramones Produzenten, wie Ed Stasium auszugraben oder namenhafte Freunde, bzw. Fans der Band, wie Joan Jett oder Richie Ramone  zu casten, um dieses Album zu produzieren, aber ob es wirklich nötig war nach der 2002 veröffentlichten ersten Solo Scheibe “Don’t worry about me” bleibt fraglich.

Der erste Song “Rock’n’Roll is the Answer” hätte bei dem Aufgebot an Gastmusikern konsequenterweise von Gene Simmons und seinen Kollegen von Kiss aufgenommen werden sollen. Eine Hymne, deren Titel sich durch gebetsmühlenartige Wiederholung langsam als Ohrwurm ins Gehirn einbrennt. Und ich höre Theo Lingen mit erhobenem Zeigefinger sagen: “Agathe, du bist ja total verwurmt…”. Schon beim zweiten Song wird relativ schnell klar, dass dieses Album sehr vielseitig ist. Das schlägt sich auffällig in den Gitarrensounds nieder, die stark variieren. Mit “Going Nowhere Fast” ist Joey dann wieder bei den Ramones angekommen. Und so wechseln sich poppige Nummern mit Songs, die auf einem Ramones Album zu finden sein könnten ab. Es folgt ein Lobgesang auf die Stadt New York die leider ein Manko der Platte allzu deutlich werden lässt. Diese Midtempo Rock’n’Roll Nummer hat schon gar keine Strophen mehr. Der Refrain wird einfach leicht abgewandelt wiederholt. Dazu ein Solo und schon hat man wieder einen Song fertig. Die erste Ballade der Platte heißt “Waiting for that Railroad ” und auch hier wechselt sich der Refrain mit “Oh’s” ab. Dazu ein Bridge Teil. Auch fertig. Die Texte von Joey waren ja noch nie die tiefgründigen akademischen Werke, aber das hier ist schon etwas mau.

Der typische Ramones Beach-Surf-Sound wurde bei “I Couldn’t Sleep” bedient. Mit 70s Flower Power Attitüden hätte “What did I do to deserve you” gut in einem Austin Powers Film auf dem Soundtrack einen Platz finden können. “Make me tremble” erinnert mich an die Szene von Jack Blacks “Pick of destiny”, wo Jack im Strawberry River treibt. Joey besingt hier irgendwelche Drogen Fantasien. Auf einem Pilz sitzend bewegt sich dieser Titel zwischen Helge Schneider, Jack Black und Homer Simpson. Leider werden aber auch Erinnerungen an Wenzel Storchs längst verdrängten LSD-Fantasie Streifen “Die Reise ins Glück” wach. Haha und was singt er da? – “Pony Line” – ach nee, “Party Line”. Auch zu diesem Song schien es nur einen Refrain zu geben. Der Rest wurde durch anderen Damengesang aufgefüllt.

Den Abschluss der Platte bildet “Life’s a gas”, mit dem sich Joey selbst covert (Ramones – Adios Amigos). Daraus wird hier aber eine Lagerfeuer Westerngitarren Nummer.

Ja, diese Scheibe bietet viel Lästerpotenzial, leider auf dem Rücken von Joey Ramone, obwohl dies eigentlich eher BMG gilt. Um mich nicht falsch zu verstehen: Die Platte enthält 15 gute, eingängige, ramoneske, poppige Punk- und Rocknummern die irgendwie teilweise unfertig und aufgepumpt wirken und das Gefühl vermitteln dass BMG hier noch mal aus Joeys Homerecordings eine schnelle Mark machen wollten.

Joey, R.I.P.

Tracklist:

  1. Rock ‘n Roll Is the Answer
  2. Going Nowhere Fast
  3. New York City
  4. Waiting for that Railroad
  5. I Couldn’t Sleep
  6. What Did I Do to Deserve You?
  7. Seven Days of Gloom
  8. Eyes of Green
  9. Party Line
  10. Merry Christmas (I Don’t Want to Fight Tonight)
  11. 21st Century Girl
  12. There’s Got to Be More to Life
  13. Make Me Tremble
  14. Cabin Fever
  15. Life’s a Gas