„Finale, ohooo!“ – Die Ärzte in Düsseldorf – 7.11.2012

Tourfinale der Comeback-Tour der Die Ärzte in Düsseldorf!

Nun ist die Band quasi gerade erst wiedervereinigt und schon ist erstmal wieder Schluss. Da gab es nicht viel zu diskutieren, da wird selbstverständlich hingegangen. Die Tourabschlusskonzerte der Berliner Band hielten schließlich oft genug einige Überraschungen bereit. Ganz nebenbei handelt es sich zudem auch noch um die Band, mit der meine Riesenliebe zur Musik und zu Konzerten vor einigen Jahren erst begonnen hat (und die somit Schuld trägt an der ständigen Leere in meiner Geldbörse).

Also geht es am 7.11.2012 unmittelbar nach der Arbeit zum ISS Dome, in dessen lange Schlange von wartenden Menschen auch meine Freunde sich längst eingereiht haben. Alleine Anstehen ist blöd. Also überprüfe ich schnell, ob der Securitymensch auch wegschaut und überwinde dann im Vollsprint die Gefahrenzone vom flatternden Absperrband zur eigentlichen Warteschlange. Dort angekommen versuche ich äußerst elegant und sehr schwungvoll unter dem nächsten Flatterband durchzutauchen, hinter dem ich Caro, Jenny, Nina und Kela entdeckt habe. Dass das Flatterband irgendwo befestigt sein muss, habe ich in diesem Moment nicht auf dem Schirm. Das laute “Plong”, welches in etwa das Geräusch widergibt, das eine Stirn erzeugt, wenn sie mit Anlauf auf ein metallenes Absperrgitter knallt, sorgt für mehr Aufmerksamkeit als mir lieb ist. Zumindest ist die Stimmung erst einmal gerettet, denn die nächsten 10 Minuten kriegen wir uns kaum mehr ein vor Lachen. Die schnell erschienene und nun immer größer werdende Beule auf meiner Stirn fängt auch erst nach diesen 10 Minuten an so wirklich zu schmerzen, aber kalte Bierflaschen und Hände verschaffen Linderung. Die Beule wird noch schnell per Handykamera digital festgehalten, weil sie sich so unglaublich passend zu meinem blauen Auge gesellt, das ich auf einem Massendefekt-Konzert am Freitag zuvor erstanden habe und dann ist auch schon endlich Einlass.

Während der durchschnittliche Konzertbesucher erst einmal Garderobe, Toilette oder Bierstand aufsucht, suche ich nach dem nächstbesten Sanitäter, um mir ein Kühlpack zu besorgen. Das ist definitiv neue persönliche Bestzeit! So früh im Laufe eines Konzertes bin ich noch nie bei denen gelandet. Es gibt einen fast anerkennenden Blick auf meine Stirn, ein zweifelndes “okee, das sieht ja nicht schlecht aus…wie schnell bist du gegen die Stange gerannt?” und dann erhalte ich endlich etwas Eis zum Kühlen. Nach dem Versprechen, dass ich natürlich SOFORT (sofort – nach dem Konzert :P) wiederkäme, wenn mir übel, schwindelig oder sonst wie schlecht würde, besorge ich mir einfach eine Ibuprofen bei unserer Tourapotheke Caro und dann inspizieren wir den Innenraum. Wir waren gestern bereits hier, aber da war die Stimmung erschreckend schlecht. Unter anderem zweifelsfrei auch, weil schlicht und einfach viel zu wenig Menschen in den Bereich der ersten Welle gelassen wurden. Heute scheint noch immer gut Platz zu sein, es ist aber definitiv besser aufgefüllt worden, als am Tag zuvor.

Überall und alle paar Meter trifft man wundervolle Menschen, die man von anderen Konzerten kennt und die teilweise zu guten Freunden wurden. Als die Vorband Dampfmaschine spielt, sind wir zugegebenermaßen die meiste Zeit draußen im Foyer, trinken und essen etwas und quatschen mit den bereits erwähnten wundervollen Menschen.

Zurück im Innenraum müssen wir nicht lange warten und dann startet es – das letzte Konzert des für uns so ärztereichen Jahres. Das rückwärtsgesprochene Intro ertönt, wie auf den anderen Konzerten der Tour, auch heute. Ich habe es leider versäumt bisher auch nur ein einziges davon endlich mal andersherum abgespielt anzuhören. Die “Teilvorhänge” fallen schließlich und die bekanntlich Beste Band der Welt beginnt wie bei allen Konzerten der Comeback-Tour mit Wir sind die Besten. Die Stimmung ist gut. Von Anfang an hüpft, singt, pogt und surft jeder, der dazu in der Lage ist. Als Farin zu Rod sagt “Soli rum so lange, wie du willst” lässt dieser sich nicht zwei Mal bitten. Sohn der Leere wird so zu einem fast 10 Minuten langen Stück, in dem Rodrigo Gonzales seine Fingerfertigkeit beweist und das Farin Urlaub zum Dauergrinsen bringt (zugegebenermaßen ist das bei Farin nicht allzu schwierig). Es gibt Liebesbekunden seitens der Fans zur Band und umgekehrt, surfende Poster vom hintersten Stehrang in Richtung Bühne, weil Farin es sonst nicht lesen kann und eine “R”-Laola, weil dieser Buchstabe beim Surfen verloren gegangen zu sein scheint. Bela spielt Tourfinaletraditionsgemäß einfach immer wieder “Tage wie diese” ein um den Rest der Band zu ärgern und Bela und Rod gönnen sich mitten während des Konzertes ein Bier. Alles ist so wie es sein soll. Aber der Kracher für einen jeden Fan ist vermutlich die Setlist an sich. In einigen Punkten weist diese nämlich dann doch von der Standardliste der Tour ab. So kommen wir unter anderem in den Genuss von Las Vegas, Yoko Ono und Nicht Allein. Als Farin ankündigt, dass nun ein Song käme, den sie erst ein Mal überhaupt gepielt hätten, grübeln wir noch kurz und rasten dann einfach völlig aus, als Saufen ertönt. Das Publikum gröhlt, schunkelt und springt vom ersten bis zum letzten Takt. Farin wundert sich anschließend noch, wieso das Publikum denn bei einem Song, den sie doch nie spielen würden und der nur eine B-Seite war, so textsicher sei. Die drei Männer auf der Bühne kommen zu dem Schluss, dass es an der Kombination aus “Sauflied” und “Düsseldorf” liegen müsse. Doch damit immer noch nicht genug. Bela erwähnt das Oktoberfest und das jetzt ja auch sowas ähnliches käme. Jenny schaut mich noch an und meint “die spielen doch jetzt nicht (…)” – DOCH, TUN SIE! Der totgesagte Song Ein Schwein Namens Männer lässt uns endgültig komplett den Verstand verlieren. Keiner von uns hat wohl überhaupt jemals damit gerechnet, diesen Song noch einmal im Leben live zu hören. Aber in Düsseldorf scheint nun einfach alles möglich. Nach dem sonstigen Finalsong der Tour Schrei nach Liebe bekommen wir noch ein vor Liebe triefendes Dauerwelle vs. Minipli, Bela verteilt anschließend einen halben Urwald an Trommelstöckchen, die Drei verneigen sich mehrfach und dann ist nach über 3 ½ Stunden auch dieses Konzert zu Ende.

Die Band verabschiedet sich in eine halbjährige Pause. Wir verabschieden uns erst einmal von guten Freunden. Glückselig aus der Halle taumelnd sind sich alle einig: das war ein würdiger Abschluss! Noch den kompletten nächsten Tag begleiten mich ein debiles Dauergrinsen und ein leicht brummender Schädel. Hiermit einfach ein kollektives DANKE an alle in welcher Form auch immer Beteiligten, hoffentlich bis bald…

(miri)

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