„Du brauchst nicht nervös sein, wir kennen uns doch“ – ein Interview mit Totte und Pensen von den Monsters in Frankfurt, 16. September 2012

Um 19 Uhr sollte ich zum Interview da sein, mit etwas Verspätung traf ich ein und wurde direkt von Totte am Eingang abgeholt. Wir mussten einmal durch die Batschkapp und schon standen wir vor der Backstage Tür. Totte ging vor und ich folgte, dabei gab ich bekannt, wie nervös ich mal wieder war. Totte versuchte mich zu beruhigen, wir würden uns doch eh kennen und bis jetzt habe ich das doch immer gut gemacht. Danach bot er mir was zu trinken an und ich nahm das Bier, in der Hoffnung meine Nervosität etwas zu mindern.  Kurz darauf kam Totte mit Getränken in der Hand und es konnte los gehen.

Totte: Trink erst mal einen Schluck!

Konzerttouristen: So, Ihr habt gestern und vorgestern ja eure ersten zwei Konzerte von der Tour gespielt, wie waren die Eindrücke?

Totte: Das waren sehr schöne Erlebnisse. Das waren sehr schöne, losgelöste, lockere Konzerte, weil wir erst mal wieder den zeitlichen Rahmen selber bestimmten konnten, was jetzt ein Unterschied zu Festivals ausmacht und dann auf der anderen Seite auch kein Aufnahmegerät dabei hatten. Also wir mussten jetzt nichts mitschneiden. Es ging jetzt nicht darum eine Platte zu machen, sondern wir konnten mal einfach wieder Lieder auspacken, auf die wir Lust haben und das erzeugt immer so ein neues Frischegefühl auf der Bühne. Ja, das waren lange Nächte und ich denke, dass wir das heute auch wieder hinkriegen.

Konzerttouristen: Solange sich das nicht auf die anderen Shows auswirkt 😉

Totte (lachend): Hast du Angst, dass es heute schlecht wird?

Konzerttouristen: Nein, bei euch nicht!

Totte: Es ist ja bei der Tour jetzt tatsächlich so, dass wir gar nicht so viele Konzerte am Stück spielen, sondern jetzt so drei ist, glaube ich, ist das höchste. Und viel Energie hat man dann immer.

 

Konzerttouristen: Wie sind eure Vorbereitungen so vor den Shows? Ich seh schon, Pensen hat sich gerade die Zähne geputzt.

Totte: Ja, das machen wir alle vor dem Auftritt, immer die Zähne putzen…Das unterscheidet sich, glaube ich, nicht von anderen Bands. Man kommt irgendwann im Club an, man baut dann auf… (Totte und ich fangen wegen Pensen an zu lachen, der gerade beim Gurgeln ist) …man singt sich ein, wie du gerade gehört hast und macht den Soundcheck, isst was, geht ein bisschen in die Sonne. Wir sind ja jetzt wieder mit dem Nightliner unterwegs, was für uns immer ganz schön ist, weil wir dann recht früh bei den Clubs ankommen und dann sehr viel Zeit haben für sehr wenig Arbeit.

Konzerttouristen: Guckt ihr euch dann auch mal die Städte an?

Totte: Ja, ist auch schon vorgekommen. Gestern war ich mit Labinski ein bisschen durch Karlsruhe spazieren. Das ist dann weniger so ein Tourismus, der sich nach Denkmälern richtet, sowas gibt es bei uns auch. Rüdi ist zum Beispiel sehr interessiert an Architektur und an geschichtlichen Großereignissen der jeweiligen Region, aber bei mir und Labinski gehts jetzt mehr drum ein bisschen Kilometer zu machen und ja, das passiert schon, dass man auch mal spazieren geht, Manchmal ist man eben auch total im Eimer, weil man nicht viel geschlafen hat, viel getrunken hat und dann hängt man auf der Couch oder liest ein bisschen oder so. Aber wir bekommen auch was von den Städten mit. Heute nicht so viel, heute bin ich nur Zigaretten kaufen gegangen, muss ich gestehen.

Konzerttouristen: Frankfurt ist jetzt ja auch nicht so schön…

Totte: Wir sind ja auch nicht zum ersten mal hier, Frankfurt kennen wir ja schon ein bisschen.

 

Konzerttouristen: Um wieder auf die Konzerte zu sprechen zu kommen, nach welchen Kriterien sucht ihr die Lieder für die Setliste aus?

Totte: Es ist schon so, dass die Setliste sich immer mal wieder ein bisschen verändert. Also ein gewisses Gerüst haben wir vorher schon zusammengstellt, damit der Spannungsbogen erhalten bleibt. Das Konzert machen wir ja nicht nur für uns, sondern auch fürs Publikum und da solls dann nicht allzu diffus vor sich gehen. Aber wir nehmen uns da auch die Freiheit spontan ein paar Lieder umzustellen oder auszutauschen. Und so wird das heute auch sein. Pensen kommt gerade dazu, würdest du das unterstützen?

Pensen: Unbedingt, ich glaube es gibt gewisse diffus Noten.

Totte: Oh, das ist schlecht.

Pensen: Dankeschön.

Totte: Das hast du sehr, sehr gut gesagt.

Konzerttouristen an Pensen: Möchtest du ansonsten noch was dazu sagen?

Pensen: Ich? So generell wurde ja schon viel gesagt.

Totte (lachend): Ich glaube die Frage ist damit sehr, sehr gut beantwortet.

Pensen: Wenn es um die Songs geht, welche man spielt: Befindlichkeiten, Tagesabhängige Stimmung, Wünsche, wir wünschen uns gegenseitig Sachen, Ablehnungen.

Konzerttouristen: Auch Wünsche von Fans?

Pensen: Ja, es erreichen uns Emails…

Totte: …Und die werden dann gelesen, ausgewertet..

Pensen: Vor allem der flotte Totte.. Ist das ein Aschenbecher?

Totte: Ja, das ist der Aschenbecher..

Pensen: Vor allem der flotte Totte, der kriegt ja alle Emails immer, macht die Fancommunication..

 

Konzerttouristen: Wird es eigentlich eine Neuauflauge von dem Lied „Heidi und Seal“ geben, da sie sich ja getrennt haben?

Pensen: Nein, das wird es nicht geben, es steht nicht im Raum. Es waren am Anfang Gerüchte da, das ist uns auch klar.

Konzerttouristen: Dazu gab es Gerüchte?!

Pensen: Ja, das haben aber nur sehr wenige mitgekriegt. Rüdiger hat sich das kurz überlegt und war sich dann dessen bewusst, dass er dem ganzen überdrüssig war, ist das richtig?

Totte: Erstens ist das richtig, zweitens kann es Heidi und Seal nicht mehr geben, die haben sich getrennt. Und beide alleine für sich taugen als Lied nicht, geben als Thema nicht genug her.

 

Konzerttouristen: Wie schreibt ihr eigentlich eure Songs? Setzen sich alle zusammen?

Totte: Überhaupt gar nicht. Wir sind sechs Songschreiber und das macht die Monsters ja auch aus, dass jeder eine eigene Herangehensweise hat an Songthemen und auch andere Interessen hat und das auch in seinen Liedern zum Ausdruck bringt. Dadurch wird es so bunt und vielschichtig. Es ist aber schon so, dass man immer häufiger über Lieder spricht und sie dann noch so ein bisschen zusammen verfeinert.

Konzerttouristen: Also ihr setzt euch nicht zusammen und sagt, wir schreiben jetzt ein Lied über… Türen?

Pensen: Ne, aber vielleicht sollten wir das mal machen, haben wir auch noch nie gemacht, muss man sagen.

Totte: Seit neun Jahren überlegen wir, ob wir das vielleicht mal machen sollten.

Pensen: Ja, aber da ist ja noch Zeit!

Konzerttouristen: Je nachdem, wie lange ihr noch spielt.

Totte: Klar, davon hängt das auch ab!

 

Konzerttouristen: Was macht ihr an den freien Tagen zwischendurch?

Totte: Pensen ist oft mit „Das Pack“ unterwegs, mit seiner Gruppe und…

Pensen: … Und der flotte Totte schraubt an Intelligenz, das ist seine eigene andere Band.

Totte: Rüdi ist auch oft unterwegs mit Sven Panne zusammen, als Liedermaching-Duo, Fred bespielt die Welt, Burger fotografiert, Labinski arbeitet in einer Abteilung Finanzierung, Zukunftsperspektive…Verantwortung für andere Menschen. So sind die Tage gefüllt, aber natürlich gibt es auch Monster-Aufgaben, die wir dann in der konzertfreien Zeit erfüllen.

Pensen: Unbedingt, zum Beispiel die besagten Emails. Schreibt uns doch!

Konzerttouristen: Und an den Off-Days auf Tour, entspannt ihr euch da einfach nur?

Pensen: Kommt drauf an, was man da gerade macht. Zum Beispiel bei der letzten Tour haben wir das ganze Artwork für die Platte und die Fotos und den ganzen Quatsch auf der Tour gemacht. Also in den drei Wochen, in denen wir unterwegs waren, haben wir sie aufgenommen, also die ganzen Fotos halt geschossen und alles am Rechner gemacht und die ganzen Fotos, halt wie gesagt, geschossen und den ganzen Textquatsch geschrieben.

Totte: Und da hatten wir nicht mal einen Off-Tag. Da haben wir auch jeden Abend gespielt.Aber wenn wir mal einen Off-Tag haben, dann gehen wir oft schwimmen.

 

Konzerttouristen: Gibt es Lieder, die ihr bei Konzerten weniger gerne spielt, die ihr aber sozusagen spielen müsst?

Pensen: Wir spielen alles gerne, aber es gibt auf jeden Fall Lieder, die wir spielen müssen und dann, wenn man Sachen tun muss, dann ist es ja bei Menschen so, dass es manchmal einen gewissen Effekt gibt, der sich synaptischer Herkunft herleiten lässt, der dann eine gewisse Abneigung hervorrufen kann. „Jetzt muss ich es spielen, ach shit! Ich würde doch gerne…“ Aber am Ende spielen wir es ja gerne, wenn es dann eingezählt wird, und der erste Akkord sich durch den Raum schmeißen lässt..

Totte: Es entsteht auch oft, gerade durch sowas, was ganz neues innerhalb des Songs. Es gibt auch schon Momente, wo man vielleicht mal, also wo man sich dann selber persifliert, dann entstehen neue, tolle Momente oder Choreographien oder sonst was. Das wertet das dann wieder enorm auf. Dadurch, dass wir inzwischen so viele Lieder haben, gibt es auch immer wieder Lieder, auf die man sich ganz besonders freut dabei und das macht das ganze erträglicher.

Pensen: Und wir machen gerade jetzt wieder ein paar alte Lieder.

 

Konzerttouristen: Ihr habt keine Vorband dabei, hat das irgendwelche Gründe, mögt ihr die nicht?

Pensen: Wir mögen die Leute nicht und Angst und Hass. Ne, es geht darum, dass wir selber immer so lange spielen und es kommt ja doch schon mal hin und wieder vor, dass jemand davor spielt, aber dann ist das meistens ein guter Freund aus der Stadt oder er hat gerade da einen Auftritt und es passt gerade sensationell. Es passiert schon und dann freuen wir uns drauf, aber wenn das immer wäre, dann würde das auch insgesamt die Aufmerksamkeit der gesamten Menschen im Raum ein bisschen überfordern, vielleicht.

Konzerttouristen: Ihr hattet dieses Jahr nur in Münster „Das Pack“ vor euch…

Pensen: Hehe, ja, im Rahmen eines Festivals..

Totte: Im Rahmen eines Festivals ist es für uns schon okay, wenn Bands vor uns spielen. Also „Das Pack“ und die Monsters tauchen schon mal häufiger zusammen auf Bühnen auf.

Konzerttouristen: Ich hoffe doch auch wieder nächstes Jahr beim Open Flair.

Totte: Das halte ich für möglich.

 

Konzerttouristen: Jetzt kommt auch schon die letzte Frage: Wenn ihr euch eine x-beliebige Location aussuchen könntet, wo würdet ihr am liebsten mal spielen?

Totte: Ich sag ja immer auf der Hallich.

Pensen: Keine Halle!

Totte: Ich möchte gerne im Watt spielen. Ansonsten weiß ich gar nicht, Rüdiger hatte auch mal eine gute Idee, aber die habe ich jetzt vergessen… Ich überlege gerade, auf einer Ananas…

Pensen (lachend): Auf einer Ananas, die ein Elefant im Rüssel trägt, der schläft und den darf man nicht aufwecken!

Totte: Irgendwann möchten wir mal in Kartetoff spielen..

Pensen: Auf einer Ananas!

Konzerttouristen: Kartetoff?

Totte: Kartetoff ist das Land unserer Träume.

Pensen: Nee, Ananas! Ist auf jeden Fall sehr gut für die Vitamine. Wir haben ja jetzt unsere neue Platte draußen, „Schnaps & Keske“, da hat der flotte Totte auch ein paar Songs drauf…

Totte: Ja, ich gehöre auch zur Band!

Pensen: … Und man kann das immer auf unserer Internetseite, die wir immer gerne erwähnen, wo der flotte Totte auch sehr viel beantwortet an Emails und solchen Sachen. Rüdiger Bierhorst schreibt Berichte, der ein oder andere…

Totte: Pensen dreht gerne Podcast.. .Es ist ja so, dass vielleicht noch Fragen offen bleiben nachher, die werden alle beantwortet auf Monsters of Liedermaching in Bild und Wort.

Pensen: Da muss man unbedingt hingehen! Und wir freuen uns auf die Tour, es wird wirklich sehr gut werden. Wir freuen uns die neuen Lieder zu spielen. Wir sind sehr dankbar.

Totte: Wir sind sehr dankbar und wissen, was wir an uns haben und an euch allen.

 

Konzerttouristen: Marburg war doch ausverkauft, oder?

Pensen: Marburg war ausverkauft, ja. Heute, mal sehen.

Konzerttouristen: Es hängt ja nicht davon ab, ob es ausverkauft ist, ist auch so gut!

Pensen: Nein, es hängt nicht davon ab. Das ist ja auch nicht wichtig, ob dein Freund oder deine Freundin viel Geld hat oder ob sie ein schönes Fahrrad hat, es ist ja wichtig, dass man ein gutes Herz hat und deswegen ist es eigentlich auch schön, wenn da zehn Leute nur wären oder sowas, dann würde man eben für die zehn Leute spielen. Da kommen wir ja her, dass sich keiner für dich interessiert, also für mich oder für uns. Das ist für uns völlig okay.

Totte: Da kann dann was ganz anderes passieren, also klar freut man sich, wenn dann nachher ‚ausverkauft‘ dran steht, das zeigt einem ja, dass viele Leute einen gut finden oder zumindestens Zeit hat oder keine Alternativen hatte an dem Abend.

Konzerttouristen: Heute im Tatort spielt Ferris von Deichkind mit, ist also harte Konkurrenz heute!

Pensen: Trotzdem wird heute vielleicht besucht.

Totte: Die Qualität des Abends zeigt sich dann am Abend selbst und nicht durch die Masse der Zuhörer.

Pensen: Wunderschönes Schlusswort!

Totte: War nicht schlecht, oder?

Konzerttouristen: Dann bedanke ich mich für das Interview, dass ihr die Zeit gefunden habt!

Totte und Pensen: Dankeschön!